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Die Forscher mahnen an, Vorkehrungen für extreme Wetterereignisse in Europa zu treffen.

Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Exeter - Die Wahrscheinlichkeit von Hitzewellen in Europa ist innerhalb des vergangenen Jahrzehnts erheblich gestiegen. Wurde Anfang des Jahrtausends noch mit zwei extrem heißen Sommern pro Jahrhundert gerechnet, sei heute von etwa zwei solchen Ereignissen pro Jahrzehnt auszugehen, berichten britische Wissenschafter aktuell im Fachblatt "Nature Climate Change". Die Ursache dafür sei vor allem der menschliche Einfluss auf das Klimasystem.

Die Forscher um Nikolaos Christidis vom Met Office Hadley Centre in Exeter (Großbritannien) hatten eine 2004 erschienene Studie erneut untersucht, in der Fachleute den Einfluss menschlicher Aktivitäten auf die Hitzewelle im Jahr 2003 untersucht hatten. Die Sommertemperaturen lagen 2003 im Durchschnitt 2,3 Grad Celsius über der Durchschnisttstemperatur von 1961-1990. Durch die Hitzewelle waren europaweit mehrere zehntausend Menschen gestorben, vor allem in Deutschland, Frankreich und Italien.

Alle fünf Jahre 1,6 Grad über historischem Durchschnitt

Christidis und Kollegen integrierten nun neue Temperaturdaten und Ergebnisse neuerer Klimamodellierungen. Sie verglichen dabei zwei Zeiträume: Die Jahre zwischen 1990 und 1999 und die Jahre zwischen 2003 und 2012.

Während im ersten Zeitraum statistisch gesehen noch alle 52 Jahre mit einem Sommer gerechnet werden musste, in denen die Durchschnittstemperatur mindestens 1,6 Grad Celsius über dem historischen Durchschnitt liegt, seien es im zweiten Zeitraum bereits alle fünf Jahre. Die Wahrscheinlichkeit extremer Hitzewellen mit 2,3 Grad Celsius höheren Temperaturen als im Durchschnitt stieg von einmal in Tausend Jahren auf einmal in 127 Jahren.

Weitere Analysen legten nahe, dass um das Jahr 2040 herum Sommertemperaturen wie jene im Jahr 2003 Normalität seien könnten, schreiben die Forscher. Gegen Ende des Jahrhunderts würden sie gar als kühle Sommer wahrgenommen werden.

Menschlicher Einfluss

Die Einflüsse des Menschen auf das Klima haben die Häufigkeit extrem heißer Sommer in Europa in den vergangenen zehn bis 15 Jahren vermutlich erheblich mitbeeinflusst, schreiben die Wissenschafter. Wie sich die Widerstandsfähigkeit der Gesellschaft gegen Hitzewellen in betroffenen Regionen künftig erhöhen lässt, gehöre zu den kritischen Herausforderungen, die Anpassungsplaner berücksichtigen müssten.

Die Ergebnisse der aktuellen Studie bestätigen im Groben die Resultate anderer Forscher. So hatten auch Potsdamer Forscher 2013 in den "Environmental Research Letters" berichtet, dass in Zukunft mit einer deutlichen Zunahme von Hitzewellen zu rechnen sei, vor allem in den tropischen Regionen um den Äquator herum, aber auch in Europa. Bis zum Jahr 2020 würden sich diese Ereignisse in den Sommermonaten verdoppeln.

In einer weiteren Studie hatten Forscher im September diesen Jahres belegt, dass vor allem der vom Menschen verursachte Klimawandel die Hitzewellen verstärkt. Bei anderen extremen Wetterereignissen wie Trockenheiten, Starkregen oder Stürmen war der menschliche Einfluss weniger klar nachzuweisen. (APA/red, derStandard.at, 8.12.2014)