Die Installation von Fedora 21 ist weitgehend unverändert - von den begleitenden Grafiken einmal abgesehen.

Screenshot: Andreas Proschofsky / derStandard.at

Als Desktop kommt GNOME in der aktuellen Version 3.14 zum Einsatz.

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Wer gerne mit neuen Technologien experimentiert, kann den GNOME-Desktop auch bereits unter Wayland betreiben.

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Neben LibreOffice gehört auch einmal mehr der Browser Firefox zur Kernausstattung von Fedora.

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Die Softwarezentrale hat einige Überarbeitungen erfahren, so gibt es nun große Grafiken zu jedem Eintrag.

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Sehr nett ist auch, dass bei manchen Programmen nun passende Add-Ons dargeboten werden.

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Die GNOME-Shell-Suche spürt nun auch nicht installierte Software auf.

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Der DevAssistant soll Entwicklern das Erstellen neuer Projekte erleichtern.

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Anstatt der üblichen sechs hat es dieses Mal rund zwölf Monate gedauert, nun ist es aber wieder einmal soweit: Vor kurzem hat das Fedora-Projekt die neueste Version seiner Linux-Distribution veröffentlicht. Fedora 21 bringt dabei grundlegende Änderungen mit sich, die auch für den ungewohnt langen Release-Zyklus verantwortlich zeichnen. Unter dem Namen Fedora.Next haben sich zentrale Entwickler des Projekts zusammengesetzt, um die Zielsetzung der Distribution zu hinterfragen - und zu schärfen. Herausgekommen ist, dass es nun drei verschiedene Versionen von Fedora gibt: Workstation, Server und Cloud. Gemein ist allen eine gewisse Basis-Paketauswahl wie der Kernel, der Installer Anaconda oder auch Systemd. Auf dieser Grundlage können die jeweiligen Teams aber nun spezifische Anpassungen für den jeweiligen Use Case vornehmen.

Workstation

So hat man sich für die Workstation-Ausgabe dafür entschieden, die Bedürfnisse von Entwicklern und fortgeschrittenen Nutzern in den Vordergrund zu stellen. Linux-Neulinge sind hier also nicht die primäre Zielgruppe, was wohl nicht zuletzt eine durchaus realistische Einschätzung der Fedora-Nutzerbasis darstellt. Dazu passend hält mit DevAssistant ein Tool in den Default-Install Einzug, das zum Einrichten neuer Programmierprojekte gedacht ist. Eine Rückkehr gibt es für die Virtualisierungslösung Boxes, die gerade erst in Fedora 20 aus der Basis-Installation verschwunden ist, selbes gilt für den Bittorrent-Client Transmission. Gleichzeitig wird der Desktop-Fokus geschärft, indem etwa alte Einstellungstools für Netzwerkaufgaben oder auch das grafische Frontend zur Firewall-Konfiguration nicht mehr von Haus aus installiert werden.

Server

Im Server-Bereich nutzt man die neue Beweglichkeit, um zusätzliche Management-Tools aufzunehmen. Mit Rolekit bekommen Administratoren ein Tool an die Hand, um Gruppen von Paketen zentral für gewisse Aufgabenbereiche vorzubereiten und schlussendlich zu installieren. Cockpit dient wiederum zum Monitoring von Servern, und OpenLMI ist ein Fernwartungssystem, das sich über Skripte einfach automatisieren lässt.

Cloud

Die Cloud-Variante ist hingegen ganz auf den Einsatz in privaten (OpenStack) oder öffentlichen (Amazon) Clouds ausgerichtet. Dabei soll sie schlanker als die anderen Varianten sein, da durch den typischen Einsatz in einer virtuellen Maschine viele Treiber weggelassen werden können. Auch bietet das Fedora-Projekt diese Variante als optimale Umgebung für Docker-Container an. Dazu passend gibt es das Project Atomic, das dafür sorgt, dass Änderungen - etwa Updates - problemlos wieder rückgängig gemacht werden können.

Installation

Die Installation präsentiert sich weitgehend so wie bei den letzten Fedora-Versionen, auch wenn die eine oder andere neue Grafik hinzugekommen ist. Das heißt: Es wird praktisch alles automatisch erkannt und festgelegt darunter Zeitzone und Sprache anhand der IP-Adresse. All dies kann natürlich individuell angepasst werden. Der an dieser Stelle immer wieder als unübersichtlich kritisierte Dialog zur Partitionierung macht gewisse Fortschritte, indem nun mehr Details in einem Screen zusammengefasst werden, stellt aber weiterhin nicht gerade eine der Stärken von Fedora dar. Das Default-Dateisystem bleibt ext4, einen Wechsel auf btrfs - wie unlängst openSUSE - wagt man also weiterhin nicht. Wirklich hilfreich ist das GNOME Initial Setup, das beim ersten Boot mit weiteren Einstellungen - etwa zum Einbinden von Online-Diensten - und grundlegenden Informationen zur Seite steht.

Upgrade

Will man ein Upgrade von einer früheren Fedora-Version vornehmen, muss man dazu weiterhin die Kommandozeile bemühen. Fedup verrichtete dafür im Test auf mehreren Systemen durchaus zuverlässig seine Arbeit. Für Fedora 21 gilt es allerdings über den Parameter "--product" zusätzlich noch festzulegen, ob es sich beim jeweiligen System um Workstation, Server oder Cloud handelt, um die jeweils richtige Softwareauswahl geliefert zu bekommen.

GNOME 3.14

Als Standard-Desktop kommt bei Fedora wie gewohnt GNOME zum Einsatz, das dieses Mal in der Version 3.14 enthalten ist. Aufgrund der langen Entwicklungszeit hat sich im Vergleich zu Fedora 20 jede Menge getan, wurden doch zwischenzeitlich gleich zwei neue GNOME-Versionen veröffentlicht. Zu den Highlights gehören vollständig neu gestaltete Oberflächen für GNOME Videos (Totem) und den Text-Editor Gedit. Auch wurde der Support für hochauflösende Displays erheblich verbessert, es gibt Multitouch- und Gesten-Unterstützung sowie ein überarbeitetes Theme und neue Übergangsanimationen.

GNOME Software

Als Softwarezentrale kommt bereits seit Fedora 20 GNOME Software zum Einsatz, und auch dieses wurde nachhaltig überarbeitet - was auch dringend notwendig war. So gibt es nun etwa Screenshots zu den einzelnen Einträgen. Vor allem aber ist es nun endlich möglich, manuell auf Updates zu prüfen, eine Funktion, die in Fedora 20 schmerzlich vermisst wurde. Zudem lassen sich nun auch Add-Ons wie Schriften oder Codecs über die grafische Oberfläche installieren. Wobei die zweite Möglichkeit in der Grundausstattung eher theoretischer Natur ist. So ist es zwar nett, wenn auch potentiell rechtlich problematischen Gstreamer-Codecs angeführt werden. Das bringt aber wenig, wenn der Eintrag dann lediglich auf die Webseite des Projekts verweist.

Überlegungen

Positiv ist hingegen, dass nun auch in der GNOME-Shell-Suche nicht installierte Programme aufgespürt werden, ähnlich wie es Ubuntus Unity schon länger der Fall ist. Trotzdem: Ob GNOME Software mit seinem bewusst simpel gehaltenen Ansatz viel Anklang in der Zielgruppe finden wird, sei dahin gestellt. Immerhin werden hier für Power-User interessante Details wie die mit einem Programm installierten Abhängigkeiten nicht aufgeschlüsselt.

Wayland

Wie gewohnt gibt sich Fedora 21 in Fragen Softwareausstattung besonders aktuell. So kann der Desktop in der aktuellen Version bereits mit dem X.org-Nachfolger Wayland betrieben werden. Die dazu nötigen Pakete sind von Haus aus installiert, die Wahl einer Wayland-Session kann einfach am Login-Bildschirm vorgenommen werden. Die richtige Hardware vorausgesetzt, läuft GNOME unter Wayland bereits recht gut, wenn auch noch mit gewissen Einschränkungen etwa bei Multi-Monitor-Unterstützung oder der Fullscreen-Ansicht. Angemerkt sei, dass wir hier natürlich noch von keinem puren Wayland sprechen. Viele Programme benötigen weiter die Hilfe des X-Servers, die entsprechende Brücke schlägt das ebenfalls von Haus aus installierte XWayland. Bis der gesamte Linux die alten X-Abhängigkeiten loswird, wird es wohl noch einige Zeit dauern.

Software

Zu den Eckpunkten der Softwareausstattung gehören zunächst einmal all die GNOME-3.14-Programme wie der Mail-Client-Evolution oder der File Manager Nautilus. Dazu kommen gewohnte Programme wie Firefox 33.1 sowie das freie Office LibreOffice 4.3.2.2 und die Bildverwaltung Shotwell 0.20.2. Die Systembasis bilden unter anderem Kernel 3.17.4 und die gcc 4.9, Python 3.4, Ruby 2.1 und Java 8 sind ebenfalls mit im Angebot.

Fazit

Fedora 21 tut also einmal mehr das, was Fedora am besten kann: Einen Ausblick auf kommende Technologien bieten, und dies in ein recht rundes Paket zu schnüren. Der Fokus auf Entwickler mit der Workstation-Ausgabe darf als neue Ehrlichkeit sich selbst gegenüber verstanden werden - und ist ist insofern rundum zu begrüßen. (Andreas Proschofsky, derStandard.at, 9.12.2014)