James Bond in Altaussee. Wird Daniel Craig auf einer Turbo-Plätte über den See brausen, so wie ein Vorgänger mit der Gondola durch die Kanäle Venedigs? Wird man ihn gar in der originalen bestickten Ausseer Lederhose sehen? Wird es im Jagdhaus Seewiese, prachtvoll gelegen, eine Action mit einem Bond-Girl geben, mit dem traumhaften Strudel des Hauses als Aphrodisiakum? Wird auch Superschurke "Spectre", dargestellt von Christoph Waltz, vor dem Panorama der Trisselwand Weltbeherrschungspläne schmieden?

Echte Superschurken mit echten Mordtaten hat es in Altaussee schon gegeben. Nazi-Verbrecher verkrochen sich hier im steirischen Salzkammergut zu Kriegsende, darunter auch Adolf Eichmann. Unfassbar wertvolle zusammengeraubte Kunstschätze konnten im Altausseer Salzbergwerk knapp vor der Sprengung gerettet werden. Es gab auch Widerstandskämpfer in Altaussee, und die Hotelbesitzerin reichte einem von ihnen das Essen durch die Küchentür, während drinnen der Chef des Reichssicherheitshauptamtes, Ernst Kaltenbrunner, tafelte.

Die Filmausrüstung muss per Boot zur Seewiese geschafft werden, denn ins Naturschutzgebiet darf keine Autostraße führen – auch für Red-Bull-Tycoon Dietrich Mateschitz nicht, der sich dort angekauft hat. Denn die Ausseer glauben – zum Glück für die Natur – daran, dass der Gast streng behandelt werden will. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 6.12.2014)