Es gilt, Nein zu sagen. Es ist allerhöchste Zeit, Nein zu sagen. Bis hierher und keinen Schritt weiter. In unserer Ära der Beschleunigung, der turbogetriebenen, schnelllebigen Arbeitswelt, in der es kaum Unterscheidung von Arbeits- und Freizeit gibt, gilt es, Nein zu sagen, meinen immer mehr Betroffene. Und immer mehr Autoren, die sich aus psychologischer und gesellschaftlicher, auch medizinischer Sicht mit dem Phänomen auseinandersetzen. Nicht selten ist es der Fall, dass man aufgrund der ununterbrochenen Erreichbarkeit mittels E-Mail oder SMS, via elektronische Hundeleine alias Smartphone, in ein fremdbestimmtes sklavisches 24/7-Dasein mündet.

Als moderne Sklaverei bezeichnet Jonathan Crary in seinem international vielbeachteten Opus 24/7 das Phänomen der Schlaflosigkeit im Spätkapitalismus. Die globale Manie des pausenlosen Einkaufens, Arbeitens und Kommunizierens mündet in das Symptom der Schlaflosigkeit. Als letztes Grundbedürfnis wird Schlaf kontrolliert und der Homo sapiens systematisch ausgebeutet. Welche Exit-Strategien dagegen helfen, erläutert Crary in seinem Pamphlet.

Eine ähnliche, dennoch andere Perspektive erörtert Beatris Uhlig. Auf Basis der Fragestellung Tickst du richtig? beschreibt die Psychologin, warum monochrone und polychrone Menschen von Grund auf verschieden gestrickt sind und das klassische Zeitmanagement nicht für jeden anwendbar ist. Statt über richtig oder falsch zu diskutieren, bietet die Autorin typgerechte Lösungen.

Die Selbstverständlichkeit vonseiten der Arbeitgeber, dass Mitarbeiter rund um die Uhr erreichbar sein sollen oder sogar müssen, und der allgemeine Leistungsdruck verleitet zu ständiger Erreichbarkeit. Mails am Abend, am Wochenende sind selbstverständlich. Burnout und Überlastung sind die oft negierte Folge. Time-Management allein nützt nichts, nur Bewusstsein, bewusstes Verweigern und Disziplin. Unkommunikativ wird man im Privaten. Entspannung und Ruhe mutieren zum Fremdwort. Timeouts sollte man nehmen - allen Usancen zuwider - will man dem Stress nicht erliegen. Abschließend Wesentliches: Man muss sich definitiv nicht als realitätsverweigernder Modernisierungsverlierer apostrophieren lassen, wenn man so manche Metamorphose technischer Errungenschaften des jungen 21. Jahrhunderts verweigert respektive negiert. Im Gegenteil. Trotzdem der User phonetisch nur einen Steinwurf vom Loser entfernt ist. Gerade aber als im cyberspace-interplanetarischen Berufsleben verorteter tagtäglicher User - von PC, Laptop, Internet, Smartphone, Tablet und Co - ist es angebracht, diese Dinge unseres alltäglichen Lebens zu hinterfragen - bewusst einzusetzen und auch ganz bewusst zu verweigern oder in Maßen zu verwenden.

Bis hierher und nicht mehr weiter ... Aus, Schluss, basta! (Gregor Auenhammer, Album, DER STANDARD, 6./7./8.12.2014)