Menschen mit Parodontitis, einer bakteriellen Zahnfleischentzündung, erleiden häufiger einen Herzinfarkt oder Schlaganfall. Bluthochdruckforscher fanden nun heraus, dass eine Behandlung der Parodontitis auch einen erhöhten Blutdruck wieder absenken kann. Experten stellten die neue Studie am wissenschaftlichen Kongress "Hypertonie und Prävention 2014" der Deutschen Hochdruckliga in Berlin vor.

Ursachen unklar

Bei Parodontitis entzündet sich das Zahnfleisch so stark, dass der Zahnhalteapparat Schaden nimmt. Ohne Behandlung lockern sich die Zähne und fallen mitunter sogar aus. Hinzu kommt: Menschen mit Parodontitis leiden häufiger als jene mit gesunden Zähnen an Erkrankungen, die den ganzen Körper betreffen. Dazu gehört neben Diabetes vor allem Bluthochdruck.

Noch ist der Zusammenhang zwischen Bluthochdruck und der Zahnfleischerkrankung nicht abschließend ergründet. "Sehr wahrscheinlich sind jedoch dieselben Bakterien, die die Parodontitis auslösen, auch die Ursache für den erhöhten Blutdruck und die vermehrten Herzinfarkte sowie Schlaganfälle", sagt Angiologe Johannes Baulmann vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Lübeck.

Die Erreger verteilen sich im ganzen Körper und damit auch in den Blutgefäßen. Dort regen sie entzündliche Prozesse an, die Gefäßwände werden fest und irgendwann sogar brüchig.Wie elastisch die Gefäße noch sind, können Forscher mittels der Pulswellengeschwindigkeit messen. Diese beschreibt, wie schnell die Druckwelle des Pulses die Arterien durchläuft. Eine hohe Pulswellengeschwindigkeit zeigt an, dass die Gefäße versteift sind - damit steigt das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Steifere Gefäße

In einer Vorläuferstudie, deren Ergebnis kürzlich in der Fachzeitschrift PLOS One veröffentlicht wurde, erforschte Baulmann gemeinsam mit anderen Medizinern, dass Patienten mit Parodontitis steifere Gefäße haben und einen höheren zentralen Blutdruck.

In der aktuellen Studie gingen sie der Frage nach, ob sich der Bluthochdruck im Umkehrschluss mit besserer Zahngesundheit wieder absenkt. Sie verfolgten dafür die Behandlungsfortschritte von 100 Patienten mit Parodontitis. Nach zwölf Monaten stellten die Forscher fest, dass Patienten mit erfolgreich bekämpfter Zahnfleischentzündung auch elastischere Blutgefäße hatten.

Besonders eindrucksvoll war für sie, dass der zentrale Blutdruck dieser Patienten gesunken war. "Die Studie gibt erste Hinweise darauf, dass mit der Parodontitis-Behandlung Herz-Kreislauf-Erkrankungen und mögliche Folgen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall reduziert werden könnten", so Baulmann. (red, derStandard.at, 5.12.2014)