Wenn man mit 80 km/h von der Straße abkommt, führt vor allem die harte Landung oft zu schweren Wirbelsäulenverletzungen.

Foto: Volvo

Im Volvo XC 90 hilft erstmals ein Sicherheitssystem, das zu verhindern.

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70 reale Crashversuche werden mit jedem Modell gemacht.

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Göteborg - Wie in einem riesigen Wespennest beginnt es rund um das Volvo Cars Safety Center zu summen. Zehn Sekunden später schießt ein nagelneuer XC 90 mit 80 km/h aus der Halle. Kaum im Freien, kommt er von der Straße ab, wird im Straßengraben hochgeschleudert, fliegt einige Meter durch die Luft und landet hart auf der Front und den Vorderrädern, bevor er ausrollt.

Es ist einer von rund 70 realen Crashversuchen, die Volvo mit jedem Modell macht - rund 2000-mal crashen die Wagen davor am Computer. Volvo lässt es damit öfter krachen als die meisten anderen Hersteller, wird verraten. Das muss Volvo aber auch, wenn es seine "Vision 2020" schaffen will. Wir erinnern uns: Bis 2020 soll niemand mehr bei einem Unfall in einem Volvo schwer verletzt oder getötet werden.

Ein guter Teil des Weges ist bereits geschafft. Im Volvo Cars Safety Center konzentriert man sich bereits auf Unfallszenarien, die weit komplexer sind als ein Frontal- und Seitenaufprall. Bei den umfangreichen Unfall-Nachforschungen hat Volvo etwa herausgefunden, dass häufig schwere Wirbelsäulenverletzungen auftreten, wenn ein Wagen - etwa wegen der Müdigkeit des Fahrers - von der Straße abkommt. Genau so einen Unfall hat Volvo nachgestellt, um die Wirkung der neuen Verbesserungen zu bestätigen.

"Der sicherste SUV der Welt"

"Run-off Road Protection" nennt sich das erste Assistenzsystem, bei dem das Fahrzeug erst das Abkommen von der Straße erkennt und dann für mehrere Sekunden die Gurte strafft und die Passagiere in der idealen Position hält. Um die Aufprallenergie besser absorbieren zu können, haben die Sitze, wie Sollbruchstellen, Teile, die sich beim Crash verformen.

"Der sicherste SUV der Welt" wird der XC 90 sein, ist Volvo überzeugt, und er wird die Schweden einen weiteren Schritt der Umsetzung der Vision 2020 näher bringen. Nicht nur mit dem "Run-off Road Protection"-System, sondern auch mit dem erweiterten selbstauslösenden Bremssystem "Auto Brake". Dieses erkennt nunmehr nicht nur Fahrzeuge, sondern auch Fußgänger und Radfahrer - bei Tag und bei Nacht. Das System ist übrigens im neuen großen SUV von Volvo serienmäßig verbaut. Neu ist auch die Auto-Brake-Erweiterung für Kreuzungen, durch die Gefahrensituationen etwa beim Linksabbiegen erkannt und entschärft werden.

Im Grunde geht es also gar nicht darum, Crashfolgen zu minimieren, sondern Kollisionen komplett zu vermeiden, ist für Volvo das große Ziel. Wenn sie das schaffen, dann haben sie auch ihre Vision 2020 umgesetzt. Am ehesten wird das gehen, wenn Volvos autonom fahren, ist Peter Mertens, Senior-Vice-President, überzeugt. "Autonomes Fahren ist das Mittel zum Zweck", sagt er und sieht im Autopiloten für den Stop-and-Go-Verkehr einen Vorboten für den selbstfahrenden Volvo.

In Zukunft zählt Connectivity

Doch sind selbstfahrende Autos nicht emotional viel zu wenig aufgeladen, um Käufer abzuholen, wollen wir von ihm wissen. "Sicherheit ist sexy", meint Peter Mertens, "Umweltverträglichkeit ist sexy, und nicht zuletzt das Design des neuen XC 90 ist es." Mit Verweis auf seine eigenen Kinder beschreibt er, was in Zukunft immer mehr an Bedeutung gewinnen wird, denn "schnelle Autos kann ja jeder bauen": Connectivity. Also die Einbindung der eigenen digitalen Welt aus Smartphone und Computer, von der Musikwiedergabe bis hin zu E-Mails, die einem während der Fahrt vorgelesen werden - aber auch die Kommunikation der Autos untereinander und mit der Infrastruktur.(Guido Gluschitsch, DER STANDARD, 5.12.2014)

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