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"Dossier"-Initiator Florian Skrabal, hier bei der Verleihung des Robert-Hochner-Preises 2014, präsentierte sein Paywall-Konzept beim Mediengipfel in Lech am Arlberg.

Foto: APA/Lechner

Lech - Neue Businessmodelle im Hause "Dossier" gibt es ab kommender Woche. Die geplante Community-Paywall wird online gehen. Geboten wird ein Drei-Stufen-Mitgliedschaftsmodell: Mitglieder zahlen 52, 365 oder 1.200 Euro im Jahr für tiefgründigere Recherchen zu den öffentlichen Beiträgen. Florian Skrabal, Chefredakteur von "Dossier", erläutert im Gespräch mit der Medienakademie Lech das neue Modell, das in Österreich in dieser Form bisher noch nicht vorhanden war.

Vor zwei Jahren war "Dossier" ohne Geschäftsmodell und ohne Businessplan gestartet. Es gab nur die Idee, eine Recherche zu veröffentlichen. Thema waren die Inserate und Verflechtungen zwischen Politik und Medien. Bis dato war die Website zum Teil spendenfinanziert. Jetzt will man weg von der Bittsteller-Haltung. "Dieser Journalismus, den wir machen wollen, hat einen Wert für eine Gesellschaft, eine Demokratie und wir wollen Menschen erreichen, die diese Idee unterstützenwert finden", so der Chefredakteur des Mediums. Die Mission von "Dossier" ist es, Journalismus im öffentlichen Interesse zu machen. Das Ziel, so viele Menschen wie möglich zu erreichen.

Kein Paid-Content-Modell

Rechercheergebnisse auf dossier.at bleiben nach wie vor für jeden frei zugänglich. Hinter der Community-Paywall findet man den journalistischen Prozess, längere Interviews und mehr Inhalt zu den einzelnen Beiträgen. Erscheinen wird auch eine elfteilige Artikelserie zur Tageszeitung "Heute" - der Reihe nach auf dossier.at, für die zahlenden Community Members, jedoch anders aufbereitet und in einem E-Book zusammengefasst.

Das Mitgliedschaftsmodell steht nur für ein Drittel der Gesamterlöse. Die zweite Erlösquelle sind die journalistischen Services und Kooperationen mit traditionellen Medien. Das dritte Standbein bildet das Weiter- und Fortbildungsangebot des Mediums. Im September wurde die Dossier-Academy gestartet. Hilfe bietet man hier auch jungen und freien Journalisten, indem man über Crowdfunding Kurskosten finanziert.

Von der Spürnase bis zum Kronzeugen

Jene Personen, die 52 Euro im Jahr zahlen, besitzen die "Spürnasen-Mitgliedschaft". Der Mehrwert spielt sich hauptsächlich online ab. Auf der zweiten Stufe des Mitgliedsmodells befindet sich die "Informanten-Mitgliedschaft". Ab einem Beitrag von 365 Euro im Jahr geht das ganze in die reale Welt über. Personen aus dem medialen und politischen Bereich sollen Blattkritiken vornehmen und an Podiumsdiskussionen teilnehmen. Es werden aber auch Workshops angeboten, über deren Thema die Mitglieder selbst abstimmen dürfen. Jene, die den höchsten Beitrag von 1.200 Euro im Jahr zahlen, haben eine "Kronzeugen-Mitgliedschaft" erworben. Auf dieser Ebene, im exklusivsten Kreis, gibt es persönlichen Kontakt mit der Redaktion und Input zur Arbeit.

Die Welt ist das Publikum

Veränderung gibt auch in der sprachlichen Verfügbarkeit. Ab 2015 wird es alle Beiträge auf dossier.at auch in englischer Sprache geben. Man will sich nicht nur auf den deutschen Markt beschränken, so Skrabal. "Es gibt immer wieder Geschichten, die über Österreich hinausführen, und natürlich brauchen große Medienhäuser Journalisten, die verlässliche Arbeit machen." Dossier will mehr Menschen erreichen wie auch mehr länderübergreifende Recherchen bringen. (Stephanie Varga, Medienakademie Lech, derStandard.at, 5.12.2014)