Management wird mitunter als die Disziplin des auf Resultate abgestellten Handelns bezeichnet. Es geht ihr um Praxis, Lösung und dabei um Effizienz. Philosophie wiederum lässt sich als die Disziplin des auf Begriffs- und Problemklärung abgestellten Nachdenkens begreifen. Ihr geht es um Theorie, um das Aufdecken von Problemen, und dabei nicht per se um Effizienz.

Es scheint, als wären die Disziplinen Management und Philosophie unvereinbar, verfolgen sie doch Gegensätzliches. Auch wenn die Disziplin des Managements suggeriert, dass es ihr nicht um Worte geht, operiert Management nichtsdestoweniger mit typischen Begriffen, mittels derer unmittelbar gehandelt wird.

Da diese Begriffe selten einer Prüfung unterzogen und noch seltener die damit verbundenen Probleme bedacht werden, zeigt sich Beiläufigkeit, was die Bedeutung und Beliebigkeit, was die Verwendung von Managementbegriffen betrifft. Das führt mitunter zu Missverständnissen, Verwirrung und groben Schäden.

Es empfiehlt sich daher, jene Begriffe, die im Zentrum allen Managements stehen, einer philosophischen Klärung zu unterziehen. Es sind dies "Mission", "Strategie", "Kultur" und "Struktur". Die Aufzählung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit - Management ist begrifflich um vieles weitläufiger -, die genannten Begriffe sind jedoch jene, die in nahezu jeder Art von Managementüberlegung vorkommen und sich modellartig zusammenfügen.

Mission und Strategie

Klärt man diese Begriffe auf und versteht sie als ein Zusammenspiel der Frage nach dem zu erfüllenden Zweck (Mission), der Frage nach dem Vorhaben (Strategie), der Frage nach den richtigen Gepflogenheiten (Kultur) und schließlich der Frage nach der Ordnung der vorhandenen Ressourcen (Struktur), so führt allein dies zu einem besseren Verständnis im zielgerichteten Zusammenwirken von Zweckgemeinschaften.

Darüber hinaus lassen sich im Modell des Managements jene philosophischen Disziplinen verorten, die uns auf die Probleme hinweisen, über die wir normalerweise unreflektiert hinweggehen. In der Beschäftigung mit der Mission findet sich das Problem der Freiheit des Menschen (Metaphysik), im Finden einer Strategie das Problem der Möglichkeit von Wissen (Erkenntnistheorie), in der Kultur etwa das Problem der Bedingtheiten des Menschseins (philosophische Anthropologie) sowie des moralischen Handelns (Ethik) und in der Frage nach Struktur die Logik, die als Disziplin des folgerichtigen Denkens auch an anderen Stellen des Modells verortet werden kann.

Obwohl die Hoffnung auf eine Abkehr des Managements vom Fetisch der Pragmatik und Lösungsorientierung naiv und überzogen scheint, die Beschäftigung mit den Denkgebäuden der Philosophie, die sich in den einzelnen Disziplinen finden lassen, würde der Managementwelt nichtsdestoweniger zu Erkenntnissen über die fundamentalen Probleme ihrer eigenen Disziplin verhelfen.

Mögen diese Erkenntnisse auch rein theoretischer Natur sein, letztlich sind sie die Grundlage des auf Resultate abgestellten Handelns, wie sich uns noch zeigen wird. (Heinz Palasser, Bernd Waß, DER STANDARD, 6./7./8.12.2014)