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Vanessa Bittner lief heuer in die Weltspitze.

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Bittner (19) strahlte in Obihiro vom Podest.

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Berlin/Wien – Von einer Olympiamedaille will Hannes Wolf in nächster Zeit nichts hören. Wolf ist Trainer des österreichischen Nationalteams im Eisschnelllauf. Und das ist wieder wer. Es hat Bram Smallenbroek (27), Armin Hager (20), Linus Heidegger (19), und es hat Vanessa Bittner. Vor allem. Die 19-Jährige gibt zu größten Hoffnungen Anlass. Allerspätestens seit dem Weltcup-Auftakt Mitte November in Obihiro in Japan. Bittner belegte die Plätze drei (500 m) und vier (1000 m).

Das konnte der heimische Verband (A.I.R.) noch nicht wissen, da hatte er Anfang November schon die Parole "Olympia-Gold 2018" ausgesprochen. Und wenn eine aus heutiger Sicht dafür in Frage kommt, dann ist es eben Bittner. Hannes Wolf weiß das natürlich. Seit sieben Jahren trainiert er die Innsbruckerin. Deren Talent war und ist unverkennbar. "Aber man muss vorsichtig sein." Zu viel Druck tut oft nicht gut.

Bittner überraschte sich selbst

Vanessa Bittner denkt nicht an den Druck, nicht an Medaillen. Dass sie in Obihiro so gut abschnitt, überraschte sie selbst. "Das hätte ich nicht gedacht." Diverse Tests vor der Saison hätten aber gezeigt, dass sich die Schülerin in allen Belangen verbesserte. "Ich habe heuer viel härter und besser trainiert." Etwa im Kraftbereich. Bittner profitierte dabei von der Kooperation mit dem Olympiazentrum Innsbruck.

Die Eisbahn liegt quasi vor ihrer Haustür. Sie ist die einzige Eisschnelllaufbahn Österreichs – und die ist, weil unter freiem Himmel, nicht mehr ganz zeitgemäß. Bittner weicht deshalb auch ins 140 km entfernte Inzell in Bayern aus. Dort übt sie seit heuer mit einer deutschen Trainingsgruppe. "Das hat mir viel gebracht."In Deutschland läuft sie auch an diesem Wochenende. Berlin ist die dritte Weltcup-Station dieses Winters. Bittner will die Leistungen von den Wettkämpfen in Asien bestätigen.

Nach dem Podestplatz in Obihiro kam sie in Seoul auf die Ränge neun und 14. Bittner startet im Massenstart-Bewerb, über 1000 und 500 m. Letztere ist ihre Spezialstrecke. Aber auch die sensibelste. "Gerade im Sprint muss man technisch sehr genau laufen", sagt Wolf. An manchen Tagen funktioniere das sehr, an anderen nicht ganz gut. Aber Bittner ist noch jung. So jung, dass sie im Februar in Warschau – zum letzten Mal – bei Junioren-Weltmeisterschaften antreten darf. Schon 2013 erlief sie Gold über 1000 m, im Vorjahr gewann sie den 500-m-Bewerb.

Überraschen in Astana

Bei den "Großen" wird sie Ende Februar die Sprint-WM in Astana, Kasachstan, bestreiten. Die Bahn könnte Bittner liegen. "Sie ist ähnlich wie jene in Inzell", sagt Wolf. Ein Top-Ten-Platz wird angestrebt. Und eine Medaille? Bittner: "Dafür ist es wohl noch zu früh. Aber eine Überraschung kann immer passieren." Die Olympischen Spiele in Sotschi kamen für die damals 18-jährige Bittner auch noch zu früh. Sie war trotzdem dabei, belegte die Plätze 24 (1000 m), 27 (500 m) und 34 (1500 m). Erfahrung hat sie jedenfalls gesammelt.

Bittner ist nicht der Typ, der ausflippt. Sie gibt sich sachlich und ruhig. Die gesteigerte Medienaufmerksamkeit nimmt sie hin. "Wenn’s zu viel wird, ist es auch nicht gut." Die Doppelbelastung Schule und Sport wird ihr auch nicht zu viel. "Ich bekomme viel Unterstützung von Mitschülern und Lehrern. Die schulischen Leistungen leiden nicht." Nächstes Jahr wird sie maturieren. Dann ist sie zumindest eine Last los. In drei Jahren sind die Olympischen Spiele in Pyeongchang. Aber die sind noch weit weg. Bittner: "Ich schaue von Wochenende zu Wochenende." (Birgit Riezinger, DER STANDARD, 5.12.2014)