Washington/Tokio - Der japanische Zulieferer Takata gerät wegen defekter Airbags immer heftiger in den USA unter Druck. Nun geht der Zulieferer auf Konfrontationskurs mit den Behörden und riskiert damit eine Strafe in Millionenhöhe. Mazda und Chrysler weiten indes ihre Rückrufe aus.

Takata riskiert einen Streit um defekte Airbags mit der US-Verkehrsaufsicht NHTSA. Bei einer Anhörung im US-Kongress zeigte Takata-Manager Hiroshi Shimizu am Mittwoch keine Bereitschaft zu einem landesweiten Rückruf von Fahrzeugen, in denen Airbags seiner Firma auf der Fahrerseite verbaut wurden. Diese Forderung stammt von der US-Behörde für Verkehrssicherheit, sie kann eine Strafe von bis zu 35 Mio. Dollar (28,4 Mio. Euro) verhängen, wenn Takata stur bleibt. Ein Ultimatum der NHTSA war Dienstagnacht ausgelaufen.

Die Airbags können wegen mangelhafter Verarbeitung platzen - dabei kommt es zu einer Explosion, die Teile der Metallverkleidung sprengt. Anwälte gehen von vier Todesopfern in den USA aus. Mehr als elf Millionen Autos wurden wegen des Defekts bereits in den USA zurückgerufen. Betroffen sind laut NHTSA neben den großen japanischen Autofirmen auch BMW und die US-Unternehmen Chrysler, Ford und General Motors. Die Verkehrsaufsicht warnt seit Wochen in ungewöhnlich deutlichem Ton vor den Airbags.

Konfrontationskurs

Doch Takata geht auf Konfrontationskurs. Ein landesweiter Rückruf sei unnötig, sagte Manager Shimizu. "Takata geht weiterhin davon aus, dass die öffentliche Sicherheit am besten gewährleistet ist, wenn die Regionen mit großer Luftfeuchtigkeit Priorität bleiben." Bisher beschränkt das Unternehmen die Rückrufe auf Gegenden wie Florida oder Hawaii, weil es die Probleme im Zusammenhang mit dem besonderen Klima dort sieht. Eine Ausweitung auf das ganze Land würde laut Shimizu acht Millionen Rückrufe mit zweifelhaftem Nutzen auslösen.

NHTSA-Vertreter David Friedman machte vor dem Kongress deutlich, dass seine Behörde Takatas Einwände nicht akzeptiert. "Unsere Richtlinie ist klar - Rückrufe müssen landesweit stattfinden, es sei denn, Hersteller können nachweisen, dass die Schäden regional begrenzt sind." Das sei den jüngsten Daten und Ermittlungen zufolge bei Takata nicht der Fall. Mazda - einer der am stärksten von den Airbag-Problemen betroffenen Autobauer - kündigte an, den NHTSA-Forderungen in Eigenregie nachzukommen.

Führende Autohersteller rufen wegen möglicherweise defekter Airbags von Takata immer mehr Autos in die Werkstätten. Toyota kündigte am Donnerstag an, die Airbags bei weiteren 190.000 Fahrzeugen vorsorglich austauschen zu wollen. Auch Chrysler und Ford erklärten, weitere Autos einer Inspektion unterziehen zu wollen.

Japanische Autos betroffen

Vom Toyota-Rückruf betroffen sind hauptsächlich Autos in Japan sowie 5.000 Fahrzeuge in China. In Japan haben die Autohersteller bis jetzt fast 2,8 Millionen Autos wegen möglicher Airbag-Probleme zurückgerufen. Bei Ford sollen zusätzlich knapp 40.000 in den USA ausgelieferte Fahrzeuge unter die Lupe genommen werden, bei Chrysler rund 150.000 Pickups, die allerdings zum Teil bereits im Juni in die Werkstätten zurückbeordert wurden.

Auch in Mexiko geriet Takata ins Visier der Behörden. Das Wirtschaftsministerium setzte dem Zulieferer eine Frist bis Freitag, Informationen darüber vorzulegen, welche Autotypen mit Takata-Airbags aus Mexiko ausgestattet wurden. Die Japaner betreiben eine Fertigungsstätte im nordmexikanischem Monclova. (APA, 4.12.2014)