Wien - Man könne Gegenwartskunst nicht zu hundert Prozent popularisieren, sagte Kunsthallen-Chef Nicolaus Schafhausen bei seiner Programmpressekonferenz am Mittwoch. 60.000 Besucher für 2014 seien umgerechnet 165 Besucher pro Tag. Das unterscheide sich nicht wesentlich von vergleichbaren Institutionen im Ausland. Dass unter seinem Vorgänger mehr als 190.000 Menschen die Kunsthalle besucht haben sollen, erklärt Schafhausen mit einem anderen Zählmodus.

Seit 2013 werde nur registriert, wer tatsächlich eine Ausstellung besucht, externe Projekte werden nicht erfasst. Stolz ist er auf die junge Publikumsstruktur: Laut Marktanalyse sind drei Viertel des zu 63 Prozent weiblichen Publikums jünger als 40; 30 Prozent davon sogar jünger als 30 Jahre - und, so Schafhausen, extrem zufrieden mit dem Angebot.

Auch er ist zufrieden: Denn just am Tag seiner Pressekonferenz hat der Kulturausschuss die Subventionen (seit 2012 bekommt die Kunsthalle 4,05 Millionen Euro von der Stadt Wien) für 2016 bis 2018 genehmigt. Gegenstimmen gab's nur von der FPÖ und nicht, wie bisher, auch von der ÖVP.

Destination Wien, kuratorische Ethik, künstlerische Visionen, Kunst der Gegenwart als Archiv der Zukunft- im kommenden Jahr will Schafhausen gemeinsam mit seinem ziemlich jungen kuratorischen Team die Rolle der Kunsthalle als auch die der Kunst in einer sich rasant verändernden Zeit diskutiert wissen. Im Wahlherbst steht dann politischer Populismus zur Debatte. Spätestens dann wird mit der höchst populären Frage nach den Besucherzahlen wieder (Kultur-)Politik gemacht werden. (asch, DER STANDARD, 4.12.2014)