Österreich hat sich bezüglich Korruption leicht verbessert. Also, genauer gesagt, es hat sich auf dem Korruptionsindex der NGO Tranparency International leicht verbessert: von Platz 26 weltweit auf Platz 23. Wobei man hinzufügen muss, dass wir 2005 noch auf Platz zehn waren. Seither ist da einiges passiert - vor allem durch das An-den-Tag-Kommen der ganzen schwarz-blauen Folgeskandale. Die leichte Verbesserung jetzt ist möglicherweise auf die beginnende juristische Aufarbeitung dieser Tatbestände zurückzuführen.

Die österreichische Einschätzung der Korruptionslage ist allerdings ja eher konstant. Der "kleine Mann" ist der Meinung, dass "die da oben", die Politiker und sonstigen Großkopferten, durch die Bank korrupt sind und vor allem ihn, den kleinen Mann, permanent betrügen und ausbeuten. Da bleibt dem nicht so mächtigen Bürger nichts anderes übrig, als im Rahmen der eigenen, bescheidenen Möglichkeiten auch ein wenig Alltagskorruption zu betreiben. Ist ja praktisch Notwehr.

Interessant ist allerdings, dass sich die Volksmeinung in konkreten Fällen erstaunlich irrtumsanfällig zeigt, was die Zuordnung von vermuteter Korruption betrifft. Dass es ausgerechnet die seinerzeitigen rechtspopulistischen Champions der "Fleißigen und Anständigen" bzw. die Schwiegermutterlieblinge sind, die jetzt unter Korruptionsverdacht stehen, sollte zu denken geben. Tut es aber meistens nicht. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 4.12.2014)