Herbert Grönemeyer bei Christoph Grissemann und Dirk Stermann in "Willkommen Österreich".

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Zu Beginn des Advents sollte man sich auch einmal jenen Menschen zuwenden, denen diese Zeit Unbehagen, ja sogar Angst bringt. Santaclausophobie ist ein Wort, das nur jene lustig finden, die nicht unter ihr leiden. Jedes noch so zart bimmelnde Glöckchen, jedes noch so schwach glimmende Lichtlein treibt diesen Menschen Angstschweiß auf die Stirn. Punschhütten, die das Land überziehen, sind nur Rettungsinseln der Betäubung für sie.

Auf ORF 1 versuchte man es Dienstagnacht mit der nicht unumstrittenen Konfrontationstherapie. Da unterhielten sich zwei Ruhrpottler über ihre Kindheit und zeigten, dass man aus fast allem gut gelaunt rauskommen kann. Herbert Grönemeyer war zu Gast bei "Willkommen Österreich" und erinnerte sich mit glänzenden Augen mit Dirk Stermann an Kohlehalden, die mit weihnachtlichen Lichtern geschmückt waren. "Lampen überall", resümierte Grönemeyer trocken. Stermann erzählte von der Oma, die im Dezember angesichts rauchender Hochöfen meinte: "Schau, die Engel backen wieder." Grönemeyer stimmte gerührt zu: "Das kenn ich auch!" Bei so viel Genügsamkeit empfand man als Zuseher fast demütige Scham. Doch der Sänger hat seine Methode, um die Zeit zu überleben: "Ich freu mich ab Weihnachten direkt auf Ostern."

Dann kam Heidi Kastner, Psychiaterin für richtig schwere Fälle. Sie brachte Trost für jene in Fernbeziehungen und jene, die allein wohnen – für alle anderen eine Warnung: Ja, Gewaltverbrechen mehren sich zu Weihnachten, da Gewalt nur entstehen kann, wenn man zusammenkomme. Und: "Der gefährlichste Ort, wo man sein kann, ist zu Hause." Wenn da aber sonst gar niemand ist, sei man "relativ abgesichert". (Colette M. Schmidt, DER STANDARD, 4.12.2014)