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Klar wie diese Suppe war auch die Entscheidung zum Wort des Jahres: "Situationselastisch" ließ die Konkurrenz weit hinter sich.

Foto: APA/Schlager

Wien/Graz – Nach dem auf Frank Stronach bezogenen "Frankschämen" 2013 kommt auch heuer das Wort des Jahres aus der Politik: Der von Verteidigungsminister Gerald Klug (SPÖ) geprägte Begriff "situationselastisch" wurde bei einer Online-Abstimmung mit großem Abstand und insgesamt 42 Prozent aller Stimmen an die erste Stelle gewählt. Auch das Unwort des Jahres, "Negerkonglomerat", kam von einem Politiker: Der ehemalige FPÖ-EU-Spitzenkandidat Andreas Mölzer verwendete es in einer Wahlkampfrede.

"Prägnante Unverbindlichkeit"

"Situationselastisch" hatte Klug bei einem Ministerrats-Pressefoyer im Februar verwendet, er erklärte damit das mögliche Fernbleiben von Kanzler und Vizekanzler bei künftigen Pressefoyers. "Populär wurde der Begriff nicht zuletzt aufgrund seiner prägnanten Unverbindlichkeit, die verschiedene ironische Verwendungen ermöglicht", begründete die Fachjury unter Leitung von Rudolf Muhr von der Forschungsstelle Österreichisches Deutsch der Universität Graz die Wahl. Die Kombination "prägnante Unverbindlichkeit" hätte vielleicht selbst Titelchancen.

"Aufgrund dieser Mehrdeutigkeit und begrifflichen Vielfältigkeit hat sich das Wort zwischenzeitlich von einem potenziellen Unwort zu einem geflügelten Wort entwickelt, was es zu einem würdigen Wort des Jahres macht", so die Jury.

Silbermedaille für ein Milliardenprojekt

Auf dem zweiten Platz des Rankings landete "Hypotopia". So lautet der Name der Milliardenstadt, die von Studenten der TU Wien als Modell in Wien gebaut und ausgestellt wurde, um begreifbar zu machen, was man mit jenen 19 Milliarden Euro hätte bauen können, die der österreichische Staat möglicherweise für die Pleitebank Hypo Alpe Adria ausgeben muss.

"Der Begriff und das Projekt veranschaulichen die Verschwendung von Steuergeldern in großem Ausmaß, indem es mit dem Modell einer großartigen Stadt eine positive Alternative aufzeigt und damit das Ausmaß der Verschwendung erst vorstellbar macht", so die Jury.

Das Unwort

Als "Negerkonglomerat" bezeichnete Mölzer in einer Wahlkampfrede die Europäische Union und ein seiner Meinung nach zunehmendes Chaos in der EU. Die auf diese Weise ausgedrückte rassistische und stark abwertende Bedeutung des Ausdrucks machte es zum Unwort des Jahres. Es sollte im öffentlichen Diskurs und darüber hinaus keinen Platz haben, bekräftigte die Jury.

Auf Platz zwei folgte "GrünInnen", eine ironisch-abwertende Wortschöpfung, die gegen die Grünen und deren Eintreten für eine geschlechtergerechte Sprache gerichtet ist.

Jugendwort für alle Generationen

Zum Jugendwort des Jahres wurde "Selfie" gewählt, spätestens seit der Oscar-Verleihung auch für ältere Zeitgenossen verständlich – oder zumindest allgemeinverständlicher als andere Kandidaten für das Jugendwort wie "Schecksi" und "snappen". Es beschreibt die Selbstdarstellung mittels Handyfotos. Auf Platz zwei folgte "Fail", das für "grober Fehler" oder "Versagen" steht.

Bester und schlimmster Spruch

"Jetzt hat uns die den Schas gwonnen" wurde Spruch des Jahres. Das war die überrascht-ironische Reaktion des ORF-Moderators Andi Knoll, als Conchita Wurst den Song Contest gewann. "Es handelt sich dabei nicht nur um einen originellen Ausspruch, sondern auch um eine Handlung, die große Spontaneität und Mut des Sprechers zeigt", meinte die Jury.

Auch der Unspruch des Jahres stammt von einem Politiker. "Das ist nicht jeden Freitag!", so die verharmlosende Antwort der ehemaligen ÖVP-Justizministerin und Vize-Generalsekretärin des König-Abdullah-Zentrums, Claudia Bandion-Ortner. Sie war bei einem Interview gefragt worden, wie es sich mit den freitags stattfindenden Hinrichtungen in Saudi-Arabien verhält.

Bei der Vorwahl zum Wort des Jahres gab es heuer 2.120 Einsendungen auf oewort.at, zur Auswahl der Kandidatenwörter wurde die Onlinedatenbank der APA herangezogen. Bei der Wahl selbst wurden 36.040 Stimmen abgegeben. (APA/red, 3.12.2014)