Ein Bär, dem viele, aber nicht alle menschlichen Eigenheiten vertraut sind: "Paddington" im Kino.

Foto: Studio Canal

Dies ist kein Bär von geringem Verstand. Paddington, Abkömmling einer Bärenart aus dem "tiefsten Peru", ist nicht nur des Englischen mächtig, er weiß auch, was gute Manieren sind. Nur bei der Einhaltung derselben hapert es noch ein klein wenig. In der Adaption des britischen Kinderbuchs aus den 1950er-Jahren verschlägt es den Helden mit Hut, Dufflecoat und Liebe für Orangenmarmelade nun ins London der Jetztzeit, wo er nach einer Bleibe, einer Familie sucht.

Regisseur Paul King vermag mit dem aufwändig produzierten Paddington den Reiz der Vorlage zu bewahren und zugleich Familienkino auf Höhe der Zeit zu realisieren. Etwas nostalgisch gerät zwar das Bild der Familie Brown, die den computeranimierten, zum Glück nicht zu realistischen Bären aufnimmt. Doch die Schauspieler pflegen aufs Schönste britische Eigenarten: Hugh Bonneville ist ein nur äußerlich strenger Vater, Sally Hawkins eine schrullige Mutter. Nicole Kidman und Peter Capaldi verkörpern die Gegenseite: sie als eiskalte Tierpräparatorin, er als herrlich verschlissener Nachbar.

Paddingtons Missgeschicke, seine Umwege bei der Suche nach einem Heim bieten Anlass für vergnügliches Aktionskino. Die Schauwerte sind nicht nur oft komisch, sondern auch harmonisch in die für Weltoffenheit plädierende Handlung integriert: definitiv der Weihnachtsfilm dieses Jahres.

Außerdem: James Gandolfini und Tom Hardy im sehenswerten Mafiadrama The Drop und Christian Petzolds kluges, mitreißendes Nachkriegsmelodram Phoenix mit Nina Hoss; Terry Gilliams Science-Fiction-Parabel The Zero Theorem, Woody Allens eher durchschnittliche Komödie Magic in the Moonlight sowie die Romantic Comedy Alles ist Liebe und das Rape-and-Revenge-Drama Autumn Blood aus Tirol. (kam, DER STANDARD, 4.12.2014)