Die größten Erfolge sind oft der Kurzsicht der Konkurrenz zu verdanken. Wäre alles nach Plan verlaufen, würde auf den zwei meistverkauften Spielkonsolen unserer Zeit vielleicht nicht Sony sondern Nintendo oder Sega stehen.

Denn noch bevor die erste PlayStation 1994 das Tageslicht erblickte, arbeiteten die Manager des japanischen Elektronikkonzerns hart daran, einen Vertrag mit Nintendo für die gemeinsame Entwicklung eines CD-Moduls für den SNES unter Dach und Fach zu bekommen. Und als dies aufgrund vertraglicher Differenzen scheiterte, offerierte man Sega die Zusammenarbeit, nur um eine weitere Abfuhr einzuholen.

Meilensteine

Anfang der 1990er-Jahre, nach rechtlichen Streitigkeiten um den Namen "Play Station", der seitdem zusammengeschrieben werden muss, schärfte Sony seine Pläne für eine eigenständig entwickelte Spielkonsole. Viel verstanden die Ingenieure rund um Ken Kutaragi des damals führenden Heimelektronikanbieters nicht von der Materie, doch ließ man sich in vorausschauender Weise von den fortschrittlichen Technologien aktueller Spielautomaten inspirieren. Die erste PlayStation sollte dank 3D-Grafik und CD-Medium Spielerlebnisse bieten, wie man sie von den etablierten 2D-Systemen nicht kannte. Gleichzeitig holte man führende Spielentwickler an Bord, knüpfte Bände mit Drittherstellern für erwachsenere Inhalte und setzte den Spatenstich für die heute größte interne Spielentwicklungsabteilung eines Konsolenherstellers - Sony Worldwide Studios.

Der Plan ging auf und die PlayStation sollte die bis heute zweiterfolgreichsten Heimkonsole werden - einzig übertroffen von ihrer im Jahr 2000 erschienenen Nachfolgerin PlayStation 2 (PS2), die sich 155 Millionen Mal verkaufen konnte. Innerhalb der ersten 10 Jahre wuchs die Games-Sparte Sony Computer Entertainment zu einem der wichtigsten Geschäftszweige des Unternehmens heran. Auf ihrem Zenit angelangt, spülte die PS2 allein 2005 fast eine Milliarde Dollar Gewinn in die Kassen und zementierte Sonys Vormachtstellung bei Spielkonsolen.

Risse in der Glückssträhne

Doch wie jede Erfolgsserie musste auch jene der PlayStation Fehlschläge hinnehmen. Der größte bislang war die überteuert produzierte PS3, die Sony ab 2006 die Marktführerschaft kostete und Microsoft ermöglichte, mit der Xbox 360 in der Branche nachhaltig Fuß zu fassen. Die Marktführung hatte Sony wie einst die Konkurrenz überheblich gemacht und seinen technologiegetriebenen Chefentwickler Kutaragi größenwahnsinnig. Unvergessen sind Aussprüche wie, dass sich Kunden für die PS3 einen Zweitjob besorgen würden. Der Einstieg in das Handheld-Segment gelang zwar mit der PlayStation Portable, viel Land konnte man gegenüber Nintendos populärer DS-Serie aber nicht gewinnen. Die 2011 erschienene PS Vita fristet neben Smartphones und Tablets ein Nischendasein.

Der Weg aus der Krise kostete Sony viel Kraft und Stolz. Nach dem Abtreten Kutaragis wurde der Entwicklungsprozess und die Führungsriege komplett umgestellt. Seit dem Fehlstart der PS3 sind bei PlayStation keine Ingenieure sondern Spielentwickler an der Spitze. Hardware und Design müssen den Bedürfnissen der Entwickler und Spieler folgen, nicht umgekehrt. Vor 10 Jahren wäre dieser Ansatz beim Technologieriesen undenkbar gewesen. Beim Image für die PS4 erinnerte man sich mit der Fokussierung auf Games wieder an die Ursprünge und die Kernzielgruppe.

Wichtiger denn je

Änderungen, die bislang mit Erfolg gekrönt sind: Die PS4 konnte sich in ihrem ersten Jahr seit November 2013 schneller verkaufen, als jede andere Spielkonsole zuvor. Und im Gegensatz zu den meisten anderen Sparten schreibt Sony Computer Entertainment wieder satte Gewinne.

Ein Aufschwung, der Firmenchef Kazuo Hirai kürzlich dazu veranlasste, einen Großteil der künftigen Anstrengungen auf seine Spiele-Plattform zu konzentrieren. Während viele Sonys Kernmarken von Bravia bis Vaio über die Jahre von der Konkurrenz verdrängt wurden, ist Sony 20 Jahre später heute mehr denn je mit PlayStation gleichzusetzen. Ob das Konsolenflaggschiff den schwer angeschlagenen IT-Riesen aus der Misere ziehen können wird, werden die nächsten Jahre zeigen. Für Spielefans zu hoffen bleibt, dass die PlayStation auch ihr 40. Jubiläum noch erleben wird. (Zsolt Wilhelm, derStandard.at, 3.12.2014)

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Die PlayStation erschien am 3. Dezember 1994 in Japan. Europäische Spieler mussten sich bis zum 29. September 1995 gedulden. Verkaufte Exemplare: 102 Millionen

Foto: Sony

Im Jahr 2000 erschien das verkleinerte Modell PSOne.

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Die PlayStation 2 kam am 4. März 2000 auf den japanischen Markt und am 24. November in Europa. Mit mehr als 155 Millionen verkauften Geräten ist sie die bislang erfolgreichste Spielkonsole.

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2004 folgte eine Slim-Variante der Konsole.

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Die PSX, ein digitaler Videorekorder mit eingebauter PS2, kam Ende 2003 nur in Japan heraus und verkaufte sich nicht besonders gut.

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Die PlayStation 3 landete am 11. November 2006 in Japan, am 23. März erschien sie in Europa. Ein Jahr nach der Veröffentlichung der Xbox 360 und mit einem hohen Startpreis von 600 Euro gelang kein erfolgreicher Generationswechsel.

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Erst durch sukzessive Preissenkungen und zahlreiche Hardware-Iterationen gelang Sony spät in Produktzyklus die Kehrtwende. (Im Bild: PS3 Slim)

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Schlussendlich verkaufte sich die PS3 bis heute rund 84 Millionen Mal. (Im Bild: PS3 Super Slim)

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Die PlayStation 4 startete am 15. November (erstmals in der Geschichte der Marke) zuerst in den USA und am 29. des Monats in Europa. Japan musste sich noch bis Ende Februar gedulden. Nach umfassenden Änderungen beim Entwicklungsprozess und einer Fokussierung der Kernzielgruppe ist Sony mit der PS4 der bislang erfolgreichste Konsolenstart gelungen.

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Die PlayStation Portable brachte Sony am 12. Dezember 2004 in Japan heraus, fast ein Jahr später erst in Europa. Nach einem erfolgreichen Start gelang es dem Konzern aber nicht Nintendos Vormachtstellung am Handheldmarkt zu beenden.

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Ein Fehlschlag war der Vorstoß auf den Portable-Markt jedoch nicht. Immerhin konnten mehr als 80 Millionen Kunden gewonnen werden. Die 2009 erschienene Iterationen PSP Go ohne Disc-Laufwerk erwies sich hingen von Anfang an als Flop.

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Die am 17. Dezember 2011 veröffentlichte PlayStation Vita soll mit zwei Analog-Sticks und großem Touchscreen ein Konsolenerlebnis für unterwegs bieten.

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Bislang fristet sie allerdings ein Nischendasein gegenüber Nintendos populärer 3DS-Serie und unter Spielern immer beliebter werdenden Smartphones und Tablets.

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Am 14. November 2013 folgte in Japan und genau ein Jahr später in Europa mit PlayStation TV die Heimvariante der PS Vita. Bisher ist das Produkt allerdings nicht von großem Erfolg gekrönt.

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Die Evolution der PlayStation-Controllers nahm vor allem beim Wechsel von PS (l.o.) zur PS2 und deren DualShock (r.o.) Fahrt auf. Ein großer Sprung erfolgte dann erst wieder mit dem DualShock 4 (r.u.) für die PS4, der ein grundlegend überarbeitetes Design gegenüber dem DS3 (l.u. mit sich brachte.

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