Sechs Jahre nach der Premiere von Heinrich Breloers Kinofassung der Buddenbrooks war am Montagabend dieses große Epos wieder zu bestaunen.

Die Jahre haben dem Werk nichts anhaben können. Kein Stäubchen Patina hat sich angelegt, sodass die Verfilmung der großen Lübecker Familienstory glänzt wie eh und je. Das muss man erst einmal schaffen.

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Noch erstaunlicher ist aber, wie sehr Thomas Mann mit seiner vielschichtigen Gesellschaftschronik die Ausrichtung späterer Qualitätsserien vorwegnahm. Zeiten und Brüche als Gerüst für ein brüchiges soziales Gefüge zu nehmen, sahen wir auch in "Mad Men". Konsul Jean Buddenbrook hält seine Schäfchen ähnlich ambitioniert – wenn auch weniger gewalttätig – zusammen wie der Fernsehpapst aus "Borgia".

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Senator Thomas Buddenbrook übernimmt ein schweres Erbe wie Nathaniel Fisher in "Six Feet Under". Mit dem neuen Stil ist der letzte Patriarch heillos überfordert wie Don Draper. In der Not über sich hinauszuwachsen, das erfährt nicht nur Toni Buddenbrook, sondern auch Lady Mary aus "Downton Abbey".

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In der granitharten Mutter Bethsy mag mancher gar Züge von Cersei Lennister aus "Game of Thrones" erkennen. Gewiss hätte auch sie alle verraten und verkauft, um die Fassade zu wahren.

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Klassiker, so weit das Auge reicht: Was passiert, wenn nur noch Geld, nicht aber das Herz Entscheidungen und Handeln lenkt, bildet "Boardwalk Empire" beeindruckend ab. In den Abgrund führt seine Familie nicht zuletzt auch Walter White in "Breaking Bad" aus Gründen der Versorgungspolitik.

Breloer arbeitet übrigens an einem neuen Projekt: Er inszeniert Leben und Zeit Bertolt Brechts als Dokudrama. Schön. (Doris Priesching, DER STANDARD, 3.12.2014)

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