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Taylor Swift im silbernen Fransen-Zweiteiler bei den MTV Video Awards.

Foto: Reuters/Nicholson

Zugegeben, die großen Tage des wilden Gefransels sind schon ein bisschen her. Den Höhepunkt ihrer Popularität erlebten die Fransen nämlich vor einem halben Jahrhundert. Dafür flogen ihnen die Herzen damals nur so zu. Und schuld daran waren keine Geringeren als Winnetou, Old Shatterhand und Nscho-tschi. Die drei machten mit Unterstützung der "Bravo" die "Winnetou"-Verfilmungen zu Kassenschlagern. Dass der Erfolg irgendwie auch aus den Kleidern von Pierre Brice, Lex Barker und Marie Versini gestrickt war, war dem Teenie-Blättchen damals schon klar.

Und so wurden den "Bravo"-Heften die Schnittmusterbögen der Kostüme beigelegt. All die Verfolgungsjagden und abenteuerlichen Ausritte, die in den elf "Winnetou"-Verfilmungen zwischen 1962 und 1968 über die Kinoleinwände flimmerten, konnten so mir nichts, dir nichts nachgeschneidert werden. Und mit ein bisschen Fantasie, das hatte nicht zuletzt Karl May bewiesen, wurde das Wohnzimmer zur freien Wildbahn. Und das Gefransel um den Körper? Vermittelte einer ganzen Generation während der Schlachten zwischen den Sofakissen dieses unbestimmte Gefühl von Freiheit.

Denn Fransen sind vor allem in Bewegung so verheißungsvoll wie schön anzuschauen. Das war schon in den 20er-Jahren so. Damals peitschten die Tänzerinnen in kniekurzen Charlestonkleidern - mit den angesetzten Fransen nur scheinbar nach unten hin verlängert - als aufregende Wirbelwinde über die Bühne.

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Fransenlook von Alberta Ferretti für den kommenden Sommer.
Foto: AP Photo/Antonio Calanni

Überhaupt überzeugen die Fransen nicht in erster Linie auf dem Laufsteg. Das zeigten die vielen Shows, die im September in Mailand mit ihren langweiligen Paraden die 70er-Jahre zitierten. Vielleicht gehören die Entwürfe von Alberta Ferretti und Costume National ja einfach nur im ganz normalen Alltag durchgeschüttelt. Oder aber auf die Bühne.

Musikerinnen, die ihr Publikum mit allem Körpereinsatz bezirzen, halten nicht ohne Grund bis heute an ihnen fest. Dass das zugegebenermaßen nicht immer gut aussieht, haben Destiny's Child, die damalige musikalische Heimat von Beyoncé, 2001 bewiesen. Während der MTV-Awards traten sie zu dritt in einem apricotfarbenen Fransen-Alptraum auf. Was aus solchen Auftritten mitgenommen werden kann? Dass mehr oft nicht mehr ist.

Zuletzt hat sich das Taylor Swift zu Herzen genommen. Sie wirbelte während der diesjährigen MTV-Awards abermals in einem Fransen-Etwas über die Bühne. Dieses Etwas, ein knapper silbriger Zweiteiler, war vom Bustier bis zur Hose durchgefranselt.

Dazwischen der Bauchnabel, drumherum lange Beine auf silbernen Highheels und eine ganze Garde an Tänzern in schwarzen Anzügen. Den Traum in Silber hätte Josephine Baker sofort an sich gerissen, ganz bestimmt. (Anne Feldkamp, derStandard.at, 3.12.2014)

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Foto: Topshop