Hat Nordkorea aus Ärger über eine Kim-Persiflage den Filmkonzern Sony Pictures attackiert? Vieles deutet darauf hin

Foto: Screenshot/Sony

Immer mehr Indizien machen Nordkorea zum Hauptverdächtigen in der Causa Sony Pictures: Das Filmunternehmen meldete Anfang letzter Woche einen massiven Einbruch in eigene Netzwerke, bei dem zahlreiche Daten gestohlen wurden. Zusätzlich konnten laut Business Insider stundenlang keine E-Mails versandt werden, Sony stellte auf telefonische Kommunikation um, aber auch dieses System soll ausgefallen sein. Am Wochenende tauchten dann auch mehrere, teilweise noch nicht veröffentlichte Kinofilme in Tauschbörsen auf – ein riesiger finanzieller Schaden für Sony, dem angeblich mit der Publikation weiteren Materials gedroht wird.

Starke Cyber-Armee

Nach ersten Ermittlungen von US-Behörden und Geheimdiensten rückte Nordkorea in den Kreis der Verdächtigen. Das isolierte Land unter Führung von Diktator Kim Jong Un hat in den vergangenen Jahren seine Cyber-Warfare-Fähigkeiten enorm gesteigert, vor allem in Kooperation mit Russland, China und Iran. Laut re:code tut sich dabei vor allem die Spezialeinheit "Unit 121" hervor, die aus einem Hotel in China nahe der Grenze operieren soll.

Attacken gegen USA und Südkorea

Die "121er" hätten es in den letzten Jahren geschafft, oftmals erfolgreich in Netzwerke des US-Militärs einzudringen. Auch gegen Südkorea liefen einige Attacken: Funknetze der südkoreanischen Armee wurden penetriert, ebenso Malware verbreitet. Nordkorea sei also prinzipiell definitiv in der Lage, Sony anzugreifen, so die US-Dienste.

Kim-Persiflage

Das Motiv dafür könnte ausgerechnet eine Komödie der Hollywood-Stars James Franco und Seth Rogen sein: In "The Interview" geht es um einen TV-Reporter und seinen Produzenten, die nach Nordkorea reisen, um den Staatsführer Kim Jong-Un zu interviewen. Sie werden allerdings von der CIA rekrutiert, um ein Attentat auf den Diktator auszuführen.

Sony Pictures Entertainment

Der Film erzürnte Nordkoreas Führung, die beispielsweise offiziell bei den Vereinten Nationen gegen diesen "terroristischen Akt" protestiert hatte. Die Produktionsfirma von "The Interview": Natürlich Sony, das standhaft am Drehbuch des Films festhielt. Deshalb erachten Firma und US-Strafverfolgungsbehörden laut Business Insider einen Racheakt von Nordkorea für wahrscheinlich. "The Interview" ist momentan übrigens noch nicht im Netz aufgetaucht, Kinobeginn in den USA ist 25. Dezember. (fsc, derStandard.at, 2.12.2014)