Der am 22. November im Alter von 85 Jahren gestorbene, aus Winterthur stammende Viktor Meier war der international anerkannte, wenn auch von verblendeten serbischen und kroatischen Nationalisten zeitweilig bekämpfte Doyen der Jugoslawien- und Südosteuropa-Korrespondenten. Scharfsichtig und unbestechlich analysierte er zuerst für die NZZ und dann von 1975 bis 1993 für die FAZ den dramatischen Zerfallsprozess Jugoslawiens und darüber hinaus die Geschehnisse in Südosteuropa. Mit Sitz in Wien bereiste er ständig die Balkanstaaten und führte Gespräche mit den Schlüsselfiguren. In seinen Büchern sagte er die jugoslawische Katastrophe voraus und kritisierte das Versagen der westlichen Politik. Er unterstützte den Drang der Slowenen, Kroaten, Bosnier, Mazedonier und Kosovaren nach Unabhängigkeit. Sein Engagement für Freiheit und Gleichberechtigung der Minderheiten wurde durch Slowenien und Kosovo mit Ehrenzeichen gewürdigt. (Paul Lendvai, DER STANDARD, 1.12.2014)