Bild nicht mehr verfügbar.

Der sinkende Ölpreis macht Russland zu schaffen.

Foto: EPA/Paul Buck

Bild nicht mehr verfügbar.

Rosneft-Chef Igor Setchin hält es für möglich, dass der Ölpreis sogar auf bis zu 60 Dollar fällt.

Foto: Reuters/S. Karpukhin

Die Entscheidung der Opec, die Förderquoten nicht zu senken, hat zu einer augenblicklichen Reaktion an der Moskauer Börse und den Wechselstuben geführt: Der Aktienindex RTS durchbrach die 1000-Punkte-Marke nach unten, Dollar und Euro erreichten ein neues Rekordhoch; die US-Währung nähert sich der 50-Rubel-Marke, die europäische Gemeinschaftswährung kostet inzwischen 62 Rubel.

Russlands Präsident Wladimir Putin beschwichtigt: Die Entscheidung der Opec sei nicht unerwartet gekommen. "Im Großen und Ganzen ist uns das recht", sagte Putin bei einem Treffen mit Total-Chef Patrick Pouyanne. Was genau dem Kreml-Chef an der Ölpreisentwicklung behagt, ist unklar. Zwar wird die Schieferölförderung der US-Konkurrenz dadurch unrentabel, aber auch dem russischen Wirtschaftswachstum geht damit endgültig der Sprit aus.

Wirtschaftsexperten beziffern die Wahrscheinlichkeit für eine Rezession in Russland bei einem Ölpreis von 80 Dollar auf 75 Prozent. Offiziell geht die Regierung immer noch von einem minimalen Wachstum aus. Doch die warnenden Stimmen mehren sich: Die 80 Dollar sind laut Rosneft-Chef Igor Setschin nicht die Untergrenze, seiner Prognose nach fällt der Preis auf bis zu 60 Dollar.

Förderung wird zurückgehen

Für den aktuellen Betrieb der Bohranlagen ist das nicht kritisch: "Die Förderkosten der vier großen russischen Ölkonzerne liegen bei vier bis sechs Dollar", schätzt Sergej Roschenko, Energieexperte von Arup. Für Rosneft seien allerdings die hohen Schulden problematisch. Neue Investitionen, speziell in die teuren Arktisprojekte müssten wohl verschoben werden, sagte er dem Standard. Damit wird Russlands Ölproduktion insgesamt zurückgehen. Bis 2017 wird Russland 25 Millionen Tonnen pro Jahr weniger als bisher fördern, schätzt Univer-Capital-Analyst Dmitri Alexandrow. Das ist ein Rückgang von fünf Prozent.

Auf das Budget hat das dramatische Auswirkungen: Der Verlust könnte sich auf über 40 Milliarden Euro, etwa 2,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, summieren. Da der Etat 2015 auf einem Ölpreis von 96 Dollar basiert, erwägt die Regierung nun Einschnitte bei den Ausgaben. Eine Kommission soll "Optimierungsvorschläge" machen, um die Kosten der staatlichen Programme um zehn Prozent zu senken. Sollte der Ölpreisverfall länger anhalten, werden die Sparmaßnahmen 2016 deutlich schärfer.

Preisduell

Finanzminister Anton Siluanow hat bereits erklärt, dass die Preisdelle länger anhalten werde. Der Minister kündigte daher als eine Gegenmaßnahme an, den Reservefonds zu knacken. Insgesamt zehn Milliarden Euro plant das Ministerium im nächsten Jahr zum Stopfen der Haushaltslöcher zu verwenden.

Steuererhöhungen sind offiziell nicht geplant, doch gibt es wohl Erwägungen, die Steuern für die Rohstoffförderung anzuheben. Das würde zum Paradox führen, dass Benzin in Russland trotz fallender Ölpreise teurer wird. (André Ballin aus Moskau, DER STANDARD, 29.11.2014)