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In den USA ist die Konsumlaune ein wichtiger Gradmesser für die Gesamtwirtschaft.

Foto: AP/Bukati

Washington – Eigentlich ist die Stimmung der US-Konsumenten gut. So gut wie seit mehr als sieben Jahren nicht – zumindest wenn man die entsprechenden ökonomischen Indikatoren heranzieht. Das Barometer für die Konsumlaune kletterte im November um 1,9 auf 88,8 Punkte, wie Thomson Reuters und die University of Michigan dieser Tage mitteilten. Das ist der beste Wert seit Juli 2007. Und es wäre ein gutes Omen für den "Black Friday". Der Freitag nach dem Thanksgiving-Feiertag ist in den USA traditionell der Auftakt zur Weihnachtsshopping-Saison.

Umsatzstärkster Tag des Jahres

Er ist für den Handel der umsatzstärkste Tag des Jahres. Im Fachjargon heißt er "Black Friday", weil an diesem Tag der US-Einzelhandel in die schwarzen Zahlen kommt oder kommen sollte.

Heuer steht der Tag in manchen Landesteilen jedoch unter keinem guten Stern. Zu tun hat das mit den dramatischen Ereignissen in Ferguson, die US-Bürger und Bürgerinnen so empören, dass sie gerade jetzt zum Konsumboykott aufrufen. Botschaften wie #NotOneDime (Nicht einen Cent) und #BoycottBlackFriday (Boykottiere den Schwarzen Freitag) verbreiten sich in Windeseile in Social-Media-Kanälen wie Twitter und Facebook. Nach dem umstrittenen Urteil gegen den Todesschützen von Ferguson empfinden viele Afro-Amerikaner den inszenierten Konsumrausch als den blanken Hohn. Sie wollen den "Black Friday" dem Gedenken an den erschossenen schwarzen Teenager Michael Brown widmen. Shopping steht da keinesfalls auf dem Programm.

Rabatte und andere Lockangebote

Dabei sollten, geht es nach der Branchenorganisation National Retail Federation, 140 Millionen US-Kunden die Geschäfte stürmen und die entsprechenden Lockangebote des Einzelhandels nutzen. Rabatte, Gewinnspiele, verlängerte Öffnungszeiten: Walmart und Co werfen ihr ganzes Gewicht in den Weihnachtsshopping-Auftakt.

Eine ganze Armada von Analysten und Branchenbeobachtern verfolgt mit Argusaugen den an diesem Wochenende erzielten Umsatz, um daraus Schlussfolgerungen auf das Konsumverhalten der Amerikaner zu ziehen. Das ist tatsächlich eine relevante Größe, denn in den USA werden zwei Drittel des Wirtschaftswachstums vom privaten Konsum getragen.

Gradmesser für Ausgabenfreudigkeit

Insofern stellen die im Weihnachtsgeschäft erzielten Umsätze einen wichtigen Gradmesser für die Ausgabenfreudigkeit der privaten Haushalte dar, zumal der US-Handel im Schnitt fast ein Viertel seines Jahresumsatzes zu Weihnachten erzielt.

Viele Faktoren sprechen für einen zumindest in ökonomischer Hinsicht erquicklichen Verlauf. Die fallenden Benzinpreise und die steigende Beschäftigung kurbeln die allgemeine Kauflaune kräftig an. Die Verbraucher haben bereits im Oktober mehr konsumiert. Ihre Ausgaben stiegen um 0,2 Prozent gegenüber dem Vormonat, wie das Handelsministerium mitteilte. Die US-Wirtschaft ist im dritten Quartal mit 3,9 Prozent unerwartet kräftig gewachsen. Ob den Handelsriesen der Sturm der Entrüstung etwas anhaben kann, wird sich weisen.

Rabattschlacht ruft Polizei auf den Plan

Dass die Blackfriday-Idee mittlerweile auch die Konsumwelt außerhalb der USA erobert hat, versteht sich fast von selbst. Sonderangebote finden sich auf extra eingerichteten Portalen (z.B. www.blackfridaysale.at ) ebenso wie im traditionellen Handel. Gedränge Schlägereien gibt es mancherorts gratis dazu.

In Großbritannien etwa hat die Rabattschlacht gleich mehrmals die Polizei auf den Plan gerufen. Eine Frau wurde am Freitag leicht verletzt, als in einem Supermarkt in der Region Manchester ein Fernseher auf sie fiel. Viele Geschäfte öffneten schon um Mitternacht ihre Türen. Einige musste die Polizei vorübergehend schließen, um das Chaos in den Griff zu bekommen. Und auch so manche Online-Shops hielten dem Ansturm dem Vernehmen nach nicht stand. (rebu, derStandard.at, 28.11.2014)