Die Polizei zeigte bei der Pressekonferenz am Freitag jene illegalen Böller, die als hochgefährlich eingestuft werden.

Foto: Krutzler

Beschriftet sind sie mit "Cobra 44", "Cobra 55", "Cobra 86" und "Super Böller".

Foto: BMI / A. Tuma

Wien – Eine "hohe fünfstellige Anzahl" an hochexplosiven, in Österreich illegal hergestellten Böllern ist laut Innenministerium im Umlauf. Über mehrere Jahre seien diese gefährlichen pyrotechnischen Gegenstände in einer illegalen Fertigungsstätte produziert worden. Sie sehen legalen Böllern sehr ähnlich und sind auf den Schwarzmarkt und auch in den regulären Verkauf gelangt. Konsumenten hätten diese Produkte auch in gutem Glauben gekauft.

Das Innenministerium warnte am Freitag explizit vor diesen Riesenböllern und veröffentlichte Fotos. Die Gegenstände tragen unter anderem die Schriftzüge "Cobra 44", "Cobra 55" und "Cobra 86" (siehe Bild links). Sollten Konsumenten oder Händler im Besitz dieser Böller sein, rät das Ministerium, sofort die Polizei zu verständigen.

Bis zu 6.000 Böller in Kapfenstein vernichtet

Die Vermutung liegt nahe, dass die Warnung vor diesen hochexplosiven Böllern in unmittelbarem Zusammenhang mit einer verheerenden Explosion in Kapfenstein in der Südoststeiermark steht. Dort starben am Montag vergangener Woche ein Vater und sein Sohn. Sie sollen illegal Feuerwerkskörper in großem Stil hergestellt haben. Ein Gebäude stürzte ein, Häuser im Umkreis von zwei Kilometern wurden beschädigt. Das Landeskriminalamt bestätigte, dass bei der Tatortsicherung bis zu 6.000 Böller vernichtet wurden.

Ob die hochexplosiven Produkte, vor denen jetzt gewarnt wird, in Kapfenstein hergestellt wurden, wollte das Innenministerium mit Verweis auf laufende Ermittlungen nicht bestätigen.

Tödliche Gefahr

Laut Thomas Csengel, Pyrotechnik-Sachverständiger im Entschärfungsdienst des Innenministeriums, wurden die dem Ministerium vorliegenden Blitzknallsätze "von Laien zusammengemischt". Sie seien "chemisch instabil und sensibel", was ihre Gefährlichkeit verstärke. "Sie können nicht nur schwerste traumatische Verletzungen verursachen. Sie sind auch eine tödliche Gefahr." Laut den vorliegenden Erkenntnissen habe es mit diesen konkreten Produkten in den vergangenen Jahren bereits Unfälle gegeben.

Csengel sagte, dass in den gefundenen Böllern ein Vielfaches der Sprengkraft von herkömmlichen Schweizerkrachern, sogenannten Piraten, stecke. In Piraten seien rund 0,5 Gramm Blitzknallsätze enthalten. "Bei den gefundenen Böllern sind es 50 bis 100 Gramm."

Meldung an EU-Kommission

Helmuth Perz von der Abteilung Produktsicherheit im Sozialministerium appellierte an Käufer von Pyrotechnikartikeln, die Warnung ernst zu nehmen und Pyrotechnik nur aus seriösen Quellen im Fachhandel zu beziehen. Kommende Woche wird eine Meldung an die EU-Kommission erfolgen, wo vor den Produkten gewarnt wird. "Dann ist auch die europäische Produktsicherheitsbehörde alarmiert."

Wie viele Händler die gefährlichen Produkte gekauft haben und in ihrem Sortiment führen, ist laut Ministerium ebenfalls Gegenstand der Ermittlungen. Eine generelle Warnung vor Pyrotechnik wird es laut Innenministerium nicht geben.

Schweizerkracher verboten

Seit Juli 2013 dürfen "Blitzknallsätze der Klasse F2" – darunter fallen auch die vor allem bei Krampus-Umzügen und Silvesterfeiern beliebten Schweizerkracher – nicht mehr verkauft oder weitergegeben werden. Bis 2017 können Restbestände aber noch straffrei verpulvert werden. Laut dem Versicherungsverband Österreich (VVO) werden pro Jahr rund 600 Menschen durch Pyrotechnik verletzt, 97 Prozent davon sind männlich. (David Krutzler, derStandard.at, 28.11.2014)