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Zu haben: Blue Moon, zwölf Karat, derzeit im History Museum of Los Angeles County zu begutachten.

Foto: Reuters/Mario Anzuoni

Die alten Römer hielten sie für Sternensplitter. Marilyn Monroe besang sie als den besten Freund eines Mädchens. Für Kenner sind sie das schönste Geschenk der Natur und unvergängliche Schätze.

Es gibt wohl nur wenige Gegenstände, die so viel Wert auf so kleinem Raum haben: Ein Diamant mit einem Gewicht von einem Karat, das sind gerade einmal 0,2 Gramm, kostet derzeit zwischen 20.000 und 30.000 Euro - abhängig von seiner Qualität. Und über diese und vieles anderes sollten Anleger gründlich Bescheid wissen, bevor sie in die facettenreiche Welt des Königs der Edelsteine einsteigen.

Industrielle Zwecke

"Zunächst einmal muss unterschieden werden zwischen Schmuck- und Industriediamanten", erklärt Anton Heldwein, Sprecher des Diamantclubs Österreichs und Juwelier in Wien. 80 Prozent der weltweit geförderten Edelsteine, der härtesten Mineralien, die es gibt, werden für industrielle Zwecke verwendet. So gut wie jeder dürfte damit schon einmal Bekanntschaft gemacht haben: Sie finden sich als Diamantstaub in Zahnarztbohrern ebenso wie in den großen Bohrköpfen und Meißeln bei der Erdöl- und Gasförderung. Nur 20 Prozent der in etwa 20 Ländern geförderten Rohdiamanten weisen Schmuckqualität auf. Dem weltgrößten Diamantenproduzenten de Beers zufolge lag die Menge im Vorjahr bei rund 145 Millionen Karat.

Manche Anlageberater preisen Diamanten als die "schönste zu tragende Kapitalanlage", "diskreteste und mobilste Art" zu investieren oder "härteste Währung der Welt". Experte Heldwein sieht das wesentlich differenzierter. "Diamanten haben einen beständigen Wert, sagte zwar schon mein Großvater. Allein deshalb, weil sie so gut wie unzerstörbar sind. Doch bringen sie keine herkömmlichen Zinsen."

Wertbeständiger kauf

Einer der Punkte, die Diamanten als klassisches Investment weniger attraktiv erscheinen lassen, sind die 20 Prozent Mehrwertsteuer, die beim Kauf in Österreich zu bezahlen sind. Bei Goldbarren ist das vergleichsweise nicht der Fall. Das muss erst einmal durch Wertsteigerungen wieder hereingeholt werden. Es gibt für Diamanten auch keinen Börsenhandel, über den sich die Steine schnell wieder verkaufen lassen, wenn man Geld benötigt. Als Richtlinie für den Preis gilt die Rapaport-Liste.

Andererseits: Aktienkurse können steigen - und ins Bodenlose fallen. Im Gegensatz dazu "ist es noch nicht vorgekommen, dass Diamanten nach zehn Jahren rasant viel weniger wert waren als beim Kauf", nennt der Juwelier einen für die Pretiosen sprechenden Anlagegrund. Diamanten gehören zu den Sachwerten, und als solche haben sie gegenüber anderen Anlageklassen wie Aktien, Sparguthaben, Investmentfonds, Zertifikaten oder anderen Formen den Vorteil, dass ein echter Gegenwert vorhanden ist, der nicht nur als bloße Zahl auf dem Papier steht.

Die "vier C"

Jeder Diamant ist zudem von Natur aus ein Unikat. Um seine Qualität zu bestimmen, werden die "vier C" herangezogen: Colour (Farbe), Carat (Gewicht), Clarity (Reinheit) sowie Cut (Schliff). Abgesehen von "fancy diamonds" (von Kanariengelb über Grün, Blau, Pink bis zu Rot) sind ganz farblose Stücke am seltensten und daher auch am teuersten. Das Prädikat "lupenrein" erhalten Steine nur, wenn ein geübter Fachmann unter zehnfacher Vergrößerung keinerlei Einschlüsse oder Makel erkennen kann.

Immer mehr an Bedeutung bei der Beurteilung der Steine gewinnt der Schliff, der als einziges Merkmal der 4 C von Menschenhand beeinflusst werden kann. Bei einem ideal geschliffenen Diamanten herrscht Totalreflektion. Das bedeutet, dass das einfallende Licht vollständig reflektiert wird. Jeder Fehler in den Proportionen, der Symmetrie und in der Ausführung des Schliffes verringert die Brillanz des Steines und mindert damit seinen Wert. Heldwein zufolge gibt es an die 1000 unterschiedliche Schliffarten.

Auf Zertifikate achten

Interessierte Käufer sollten auf jeden Fall darauf achten, dass ein Zertifikatsnachweis von einem der international anerkannten Institutionen - wie etwa dem Gemological Institute of America (GIA) - vorliegt. Von selbst sollte es sich verstehen, dass der Stein ein Kimberley-Prozess-Zertifikat vorweist. Mit diesem Papier wird weitgehend gewährleistet, dass der Rohdiamant nicht in einem Kriegsgebiet abgebaut wurde, um mit den Erlösen Aufstände und/oder Warlords zu finanzieren.

Anfang des Jahres kursierten Berichte darüber, dass die Preise für Diamanten deutlich zulegen dürften. Zum einen aufgrund der gestiegenen Nachfrage durch chinesische und indische Käufer. Zum anderen wegen der geringer werdenden Vorkommen. Doch gegenwärtig ist die Situation nicht ganz so brillant wie beschrieben. "Unter dem Einfluss der Rubelabwertung, einer Einfuhrsteuer auf Diamanten in Indien und schwächerer Nachfrage aus China sind in den vergangenen neun Monaten die Preise für geschliffene Diamanten um drei bis vier Prozent gesunken", sagt Experte Heldwein.

Neue Minen

Und schon vor 30 Jahren sei die Rede davon gewesen, dass bald keine neuen Diamanten mehr gefunden würden. Doch einerseits hätten sich in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder neue Minen gefunden (zum Beispiel in Australien, Kanada oder Sibirien), andererseits würden die Techniken immer raffinierter, um aus Abraumhalden noch Stücke herauszufiltern. À la longue erwartet Heldwein aber anziehende Preise.

Als Anlageform gibt es in den Augen von Heldwein geeignetere Möglichkeiten. Doch schließlich kaufe man sich mit Schmuck ja auch ein Stück Freude - und erhalte damit statt herkömmlicher Zinsen zumeist auch einen Gewinn fürs Herz. (Karin Tzschentke, Portfolio, DER STANDARD)