Keine Lachnummer, sondern ein großer Regent: King Tuff, der am Samstag in der Wiener Arena sein Becken zucken lassen wird.


Foto: Sub Pop

Wien - Vor ein paar Jahren bedurfte es für diese Art Musik noch der Rechtfertigung der Satire. Mittlerweile ist sie vom Leben aber längst eingeholt, und jedes Revival blickt bereits auf sein eigenes zurück. Und doch ist King Tuff, um den geht es hier, keine Lachnummer. Er hat mit Black Moon Spell ein ziemlich, Verzeihung, geiles Album aufgenommen. Am Samstag wird er sein Becken in der Wiener Arena zucken lassen, dass man auszucken könnte.

Schon die Eröffnungsnummer klingt, als hätten sich die Melvins als Backingband reingeschmuggelt. Aber anstelle des Knödelgesangs von Buzz Osborne hört man King Tuff singen. So nennt sich Kyle Thomas bei der Arbeit. Als King Tuff steht er einem Königreich vor, in dem der Kalender circa im Jahr 1978 endet.

Seine Musik könnte dem Soundtrack von Dazed and Confused entnommen sein. So hieß ein früher Film des US-Regisseurs Richard Linklater, der das Treiben einer Teenagergruppe am Wochenende vor den Sommerferien in der texanischen Stadt Austin in den 1970er-Jahren mit all seinen Ritualen thematisiert.

Der Soundtrack besteht aus einer erlesenen Auswahl von Schweinerockklassikern. Als harter Rock nichts anderes war als die zeitgenössische Form männlicher Balz: Gitarre im Schritt, frisiertes Brusthaar, frisierte Rotzbremse, auffrisiertes Blech in der Einfahrt. Männer sind so einfach, wenn man sie lässt. King Tuff bezieht aus dieser guten alten Zeit seine Hormone, seine Erscheinung sowie ein zart infantiler Schmäh runden das Bild stimmig ab.

King Tuff spielt Partymusik, die wahrscheinlich subtiler gezüchtet ist, als es die Ergebnisse ahnen lassen. Wer so eloquent nachbaut, weiß genau, was er tut. Er ist ein großer Regent, dieser Tuff. (Karl Fluch, DER STANDARD, 28.11.2014)