Wien - Mit den modernsten Erkenntnissen von Diagnose und Therapie von Netzhauterkrankungen (Retina) befasst sich am Freitag ein internationales Symposium in Wien. Vor allem die Bildgebung, welche die genaue Darstellung kleinster Strukturen der Retina erlaubt, bringt enorme Fortschritte, hieß es am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Wien.
Kontrolle von Therapieeffekten
Das Zauberwort heißt "Optische Kohärenztomografie" (OCT). Damit lassen sich krankhafte Veränderungen der Netzhaut bis in dünnste Schichten und inklusive von nicht einmal mehr mit dem Mikroskop betrachtbaren eventuell vorliegenden Flüssigkeitsansammlungen sichtbar machen. Gleichzeitig erlaubt die Technik auch die Kontrolle eines Therapieeffektes. "Man kann jetzt mit der OCT auch Netzhautgefäße darstellen", sagte die Leiterin der Universitäts-Augenklinik in Wien, Ursula Schmidt-Erfurth.
So lässt sich beispielsweise bei sogenannter "Netzhautablösung" ganz genau feststellen, an welcher Stelle und wie weit sich Glaskörper und Netzhaut von einander entfernt haben bzw. welche Schäden die Zugkräfte bei der Ablösung angerichtet haben. Neu ist hier, so der Wiener Experte Michael Georgopoulos, dass man mit einem in den Glaskörper injizierten Medikament bei einem Teil der Patienten nach solchen Problemen diesen einfach auflösen kann. Dadurch werden operative Eingriffe vermieden.
Personalisierung der Behandlung
Die OCT soll aber auch zu einer Personalisierung der Behandlung der altersbedingten Makuladegeneration führen. Von der Erkrankung sind derzeit rund 120.000 Österreicher betroffen. Hier haben Medikamente mit monoklonalen Antikörpern oder ähnlichen Biotech-Konstrukten zu einer Revolution geführt. Die Verabreichung per Injektion ins Auge soll immer genauer an die Bedürfnisse des einzelnen Patienten angepasst werden. An der Wiener Universitäts-Augenklinik arbeitet man an Computerprogrammen, durch welche schon durch den Vergleich des Effektes von wenigen Anwendungen der Medikamente ein personalisierter Behandlungsplan entwickelt werden soll. "Die Vorhersage-Genauigkeit (über die Entwicklung der Erkrankung; Anm.) liegt jetzt schon bei 99 Prozent", sagte Sebastian Waldstein von der Wiener Augenklinik. (APA, derStandard.at, 27.11.2014)