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Wieviel der eigene Vierbeiner von dem versteht, was man ihm mitteilt, lässt sich schwer sagen. Britische Forscher glauben aber, dass immerhin die Verarbeitung von Sprache bei Mensch und Hund ähnlich ablaufen.

Foto: REUTERS/Brendan McDermid

London - Hundebesitzer kennen die Situation gewiss aus eigener Erfahrung: Richtet man das Wort an seinen Vierbeiner, dann legt der den Kopf schräg und scheint aufmerksam zu lauschen. Er wirkt, als würde er genau verstehen, was man ihm mitzuteilen hat. Das ist wohl nicht der Fall, doch ganz so weit ist man mit seinem Eindruck von der Wahrheit auch nicht entfernt: Britische Wissenschafter berichten im aktuellen Fachblatt "Current Biology", dass Hunde Sprache offenbar ganz ähnlich wahrnehmen wie Menschen. Sie sind demnach in der Lage, Informationen, die in einem Wort oder einem Satz stecken, aus der menschlichen Sprache herauszuhören. Verschiedene Sprachbestandteile, etwa die Bedeutung der Wörter oder ihre Betonung, werden dabei in unterschiedlichen Hirnhälften verarbeitet.

Victoria Ratcliffe und David Reby von der University of Sussex in Falmer hatten in unterschiedlichen Experimenten jeweils 25 Hunden Laute vorgespielt, und zwar auf beiden Ohren gleichzeitig. Sie betonten dabei immer einen Bestandteil der Sprache besonders stark, zum Beispiel die bedeutungstragenden Anteile eines Befehls oder die, welche dem Hund Informationen über den Sprecher und seine Stimmung mitteilen. Dann beobachteten sie, in welche Richtung der Hund seinen Kopf drehte. Dies erlaubt Rückschlüsse darauf, in welcher Hirnhälfte, Hemisphäre genannt, einzelne Sprachbestandteile verarbeitet werden.

Linke und rechte Gehirnhälfte

"Der Input der Ohren wird zum größten Teil in die jeweils gegenüberliegende Hemisphäre des Gehirns übertragen", erläuterte Ratcliffe. "Wenn eine Hirnhälfte besonders spezialisiert für die Verarbeitung bestimmter Informationsanteile ist, dann wird das so wahrgenommen, als wenn sie von dem gegenüberliegenden Ohr kommen." Schaut ein Hund also nach einem bestimmten Laut nach links, heißt dass, dass die darin steckenden Informationen vor allem in der rechten Gehirnhälfte verarbeitet werden.

Im ersten Experiment betonten die Forscher nun zum Beispiel die bedeutungstragenden Bestandteile des Ausdrucks "come on then" ("Na los"). 80 Prozent der Hunde drehten den Kopf daraufhin nach rechts. Das deute darauf hin, dass die bedeutungstragenden Sprachbestandteile in der linken Hirnhälfte verarbeitet werden. Verstärkten die Forscher hingegen die emotionale Betonung eines Befehls, wendete ein Großteil der Hunde den Kopf nach links - diese Sprachbestandteile werden also eher in der rechten Hirnhälfte verarbeitet, folgern die Wissenschafter.

Ähnliche Sprachverarbeitung

"Das ist besonders interessant, weil die Ergebnisse nahe legen, dass die Sprachverarbeitung im Hundegehirn auf zwei Hirnhälften und damit sehr ähnlich wie beim Menschen aufgeteilt ist", erläuterte Reby. Das bedeute nicht, dass Hunde alles verstehen, was ein Mensch sagt. Aber sie achteten vermutlich darauf, wer etwas wie sagt und was gesagt wird.

Ob die ähnliche Sprachverarbeitung zwischen Mensch und Hund eine Folge der Domestizierung ist und ob sie auch bei anderen Haus- und Wildtieren ähnlich ist, müsse weiter untersucht werden. (APA/red, derStandard.at, 28.11.2014)