Screenshot: The Tomorrow Children
Screenshot: The Tomorrow Children
Screenshot: The Tomorrow Children
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Screenshot: The Tomorrow Children

Ein Gespenst geht um im Online-Gaming - das Gespenst des Kommunismus. "The Tomorrow Children" heißt ein exklusiv für die PS4 entwickeltes Online-Multiplayer-Experiment der Macher der "Pixel Junk"-Reihe, das in den letzten Wochen schon vorab seine Server für Alphatester öffnete. Obwohl noch viel bis zum finalen Release irgendwann 2015 fehlt, ist das, was bislang zu sehen war, schon jetzt vielversprechend und vor allem: originell, sowohl in Bezug auf Style als auch Gameplay.

Schon die Hintergrundgeschichte ist speziell: Nach einem schiefgegangenen psychologischen Experiment der Sowjetunion in den 60er-Jahren befinden sich noch Jahrzehnte später alle überlebenden Menschen buchstäblich im "Nichts", einer steril weißen Leere im Nirgendwo, in der aber weiterhin der Kommunismus die Zügel in der Hand hält. Als kleine Arbeitsdrohne ist man - so wie die anderen Mitspieler des großteils auf kooperatives Multiplayer-Erlebnis ausgelegten Indie-Titels - emsig mit Arbeit am Wohl des größeren Ganzen beschäftigt. In unterschiedlichen Berufen, als rundum talentierte Bürger, Soldaten, Bergleute, Ingenieure etc., arbeiten Spieler ihren Fähigkeiten entsprechend daran mit, übergeordnete Ziele zu erreichen und so am Aufbau der "neuen Welt" mitzuhelfen.

sonyplaystation

In Soviet Minecraft, block build you!

Wie beim indirekten Vorbild "Minecraft" wird auch in "Tomorrow Children" fleißig gesammelt, gehämmert und gebaut: Im Fall der in der Alpha verfügbaren Welt lag es an den Spielern, Ressourcen für den Ausbau der zentralen Stadt zu erwirtschaften, eine gewisse Anzahl von NPCs aus der Umgebung zu retten und zugleich Angriffe von regelmäßig herannahenden Riesenmonstern zurückzuschlagen - große Aufgaben, die nur gemeinsam bewältigbar waren.

Einzelkämpfer werden weniger Spaß in dieser Welt haben, in der es stets ums gemeinsame Ziel geht - schließlich zitieren Story und das überaus gelungene Design nicht umsonst Sowjet-Klischees in einzigartig stilisierter expressiver Cartoon-Optik. Visuell weiß "Tomorrow Children" schon jetzt zu überzeugen, vom allgemeinen Artwork bis hin zur künstlich-sterilen Atmosphäre, in der die anachronistischen optischen Zitate der Kalter-Kriegs-Propaganda und gelungene Licht- und Atmosphärenstimmungen für Textur und Highlights sorgen.

Absurdes Szenario

Tatsächlich nimmt das gelungene Art-Design im Stil alter Puppentheater-Serien im Kinderfernsehen der 70er- und 80er-Jahre dem absurden Szenario die Spitzen und bettet zugleich die von den Spielsystemen vorgegebene Kooperation zum gemeinsamen Wohl in ein schlüssiges Handlungsgerüst. Wie gut die Systeme des Gameplays ineinandergreifen werden, wie interessant das Dasein einzelner Spielerklassen als Zahnrädchen in dieser grotesk-niedlichen Dystopie dann tatsächlich sein wird und welche Dynamiken sich aus der gelingenden oder auch versagenden Zusammenarbeit vieler Spieler untereinander ergeben werden, ist allerdings auch nach dem soeben zu Ende gegangenen Alpha-Test des Indie-Prestigeobjekts noch nicht vollständig abschätzbar. Das bislang Gesehene gibt aber durchaus Grund zur Hoffnung, dass hier der Genre-Übervater "Minecraft" nicht nur zitiert, sondern tatsächlich als kooperatives Erlebnis neu gedacht wird.

Vereinigt euch!

In Verbindung mit seiner einzigartigen Optik und dem sichtbaren Willen und der angekündigten Absicht der Entwickler, auch im Hinblick auf Gameplay ihre ganz eigene Vision zu verwirklichen, ist Vorfreude durchaus angebracht - mit etwas Glück und Konsequenz gelingt dem Team von Q-Games hier tatsächlich eine gar nicht so kleine Multiplayer-Innovation. "The Tomorrow Children" soll Anfang 2015 für PS4 erscheinen. Multiplayer-Spieler aller Länder, vereinigt euch! (Rainer Sigl, derStandard.at, 29.11.2014)