Jede Art von Berührung verursacht Schmetterlingskindern Schmerz - eine Kampagne sammelt Geld für die Seltene Erkrankung

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Illustration: MaryAnn Wijtman Graphics

Ein Silberstreif am Horizont zeichnet sich für Patienten mit einer Form der "Schmetterlingskrankheit" ab. Drei Wissenschaftergruppen - unter ihnen auch eine aus Wien - veröffentlichen in "Science Translational Medicine" erfolgreiche Experimente mit induzierten Stammzellen. Noch handelt es sich aber vor allem um Daten von Mäusen.

Weltweit werden jedes Jahr rund 17.000 Babys mit Epidemolysis bullosa geboren. Rund 500.000 Menschen leben mit den verschiedenen Formen dieser Erkrankung. Charakterisiert ist sie durch zum Teil schwerste Hautschäden und Verletzbarkeit auch nach kleinster physikalischer Belastung.

Ein Subtyp davon ist die Rezessive dystrophische Epidermolysis bullosa (RDEB). Dabei kommt es zu Mutationen im Gen für das Kollagen vom sogenannten Typ VII (CoL7a1). Die Symptome durch die Hautschäden, Blasenbildung und Ablösung großer Hautareale sind für die Betroffenen quälend, auftretende Infektionen höchst gefährlich.

Darüber hinaus sterben bis zu 80 Prozent der Betroffenen bis zum Alter von 55 Jahren an Plattenepithelkarzinomen. Seit Jahren wird nach Gentherapie-Möglichkeiten mit "Reparatur" der Mutationen in Hautzellen gesucht. Jetzt gibt es dazu mehrere Studien.

Pluripotente Behandlung

Forschern am Institut für Molekulare Biotechnologie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (IMBA) unter der Leitung von Arabella Meixner ist es in Wien gelungen, einen solchen Therapieansatz mit induzierten pluripotenten Stammzellen zu entwickeln.

Zunächst führten die Forscher Hautzellen erkrankter Mäuse in das Stadium von Stammzellen (iPS-Zellen) zurück. In diesen wurde der genetische Defekt, die Kernursache der Krankheit, repariert. Anschließend wurden die reparierten Stammzellen wieder zu Fibroblasten differenziert. Das alles erfolgte an einem Modell genetisch veränderter Mäuse.

Die Wissenschafter in "Science Translational Medicine": "Die Injektion von genetisch reparierten IPS-Zellen abgeleiteten Fibroblasten (Bindegewebszellen der Haut; Anm.) stellte die mechanische Belastbarkeit der Haut in Mäusen mit künstlich induzierter RDEB-Krankheit wieder her (...)."

"Unser mechanischer Belastungstest mit einem weichen Radiergummipinsel zeigte, dass die Haut der mit Stammzell-Therapie behandelten Mäuse stabil war und keine Wunden mehr entstanden. Es war also genug Kollagen 7 zwischen den Hautschichten vorhanden, um diese auch wirklich ordentlich zusammenzuhalten. Somit zeigt unsere Studie eindeutig, dass die vorliegende Methode für eine zukünftige Therapie von "Schmetterlingskindern" geeignet ist", folgerte Arabella Meixner.

Tests an Menschen

Nun soll das System auch für den Menschen entwickelt werden. Betroffene leiden nämlich nicht nur an der Oberhaut an den Symptomen. Deshalb müsste eine Therapie "systemisch" verabreicht werden, um die Defekte generell im Organismus zu beheben. Außerdem muss sichergestellt werden, dass eine allfällige derartige Gentherapie keine immunologischen Nebenwirkungen besitzt, unter denen die Patienten ganz besonders leiden würden. Dafür gab es aus den Versuchen in Wien keinen Hinweis.

Auf dem Weg zu menschlichen Patienten befinden sich bereits Wissenschafter der Stanford University in den USA, unter ihnen der aus Österreich stammende Marius Wernig. In "Science Translational Medicine" stellen sie ganz ähnliche Entwicklungen mit genetisch veränderten Keratinozyten (Hornbildende Zellen) der Haut vor.

Gene reparieren

Sie konnten im Labor mit genetisch veränderten Adenoviren als "Genfähren" von Rezessiver dystrophischer Epidermolysis bullosa-betroffene Hautzellen von Patienten das intakte Gen für das Hautschicht-Klebemittel Kollagen 7 einfügen und aus den Zelllinien Gewebe produzieren.

Gleichzeitig fanden die Wissenschafter Wege, um Zellen mit einem Risiko für die Entartung zu Karzomzellen herauszufiltern. "Unsere Resultate repräsentieren eine Plattform, um induzierte pluripotente Stammzellen in der Behandlung von schweren genbedingten Hauterkrankungen wie RDEB zu benutzen", schrieben die Experten.

Die dritte Arbeit zu diesem Thema stammt von Noriko Umegaki-Arao und weiteren Autoren von der Abteilung für Dermatologie an der Columbia University in New York. Auch sie verwendeten "kaputte" Keratinozyten eines Patienten und konnten damit bei Rückverpflanzung von gezüchtetem Hautgewebe auf Mäuse eine Reparatur bewirken. (APA, derStandard.at, 26.11.2014)