Giulio Superti-Furga will über Gene und Krankheiten reden.

Foto: STANDARD/Corn

Es gilt als eine ganz hohe Kunst: Forschungsprojekte und -ergebnisse auf eine Art zu erklären, dass es auch Laien verstehen können. Giulio Superti-Furga, wissenschaftlicher Leiter des Zentrums für Molekulare Medizin (CeMM), ist ein Meister dieser Disziplin. Mit Mut zur Vereinfachung und einem Hang zur Metapher erklärt er seit Jahrzehnten mit viel Geduld und leichtem italienischem Akzent, was Zellen und Yogaübungen gemeinsam haben oder welche Rolle körpereigene Putztrupps bei der Entstehung von Krankheit spielen.

Der Genomforscher, geboren 1962 in Mailand, hat alle bahnbrechenden Entwicklungen in seiner Disziplin miterlebt. Nach dem Besuch der deutschen Schule in Mailand studierte er Molekulare Biologie in Zürich, kam 1988 ans Institut für Molekulare Pathologie (IMP) in Wien und bezeichnet den kürzlich verstorbenen Max Biernstiel als seinen wissenschaftlichen Ziehvater. Sein Forscherinteresse gilt dem Wechselspiel im Inneren der Zellen, einer seiner größten Erfolge ist die Aufklärung der Mechanismen von Tyrosinkinase bei Krebs. Nach Stationen in Heidelberg und Bologna ist er seit 2005 in Wien und bestens vernetzt. Allerdings: Was Superti-Furga bisher fehlte, ist eine breite öffentliche Diskussion über die Auswirkungen von genetischen Erkenntnissen. Mit dem Projekt "Genom Austria" will er sie anheizen. Damit das auch alles öffentlichkeitswirksam ist, hat er seine ganz persönliche DNA sequenzieren lassen und sie dafür veröffentlicht.

Superti-Furga outet sich

"Ich oute mich, sage, dass ich zu Fettleibigkeit neige, ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko habe", sagte er. Die Motivation für den Körpereinsatz des bekennenden Pop-Aficionados und Fans der Punk-Band Ramones: ein Exempel zu statuieren, um Ängste zu nehmen, aber auch zu hohe Erwartungen zu dämpfen. Was er als Forscher weiß: Nur durch den Vergleich von Genomen können die Entstehungsmechanismen von Krankheit zukünftig entschlüsselt werden. Dafür tritt er, der mit dem Tretroller zur Arbeit fährt, jeden Tag wieder an.

Superti-Furga, Spross einer Akademikerfamilie, setzt dabei auch auf die Kunst. Nicht nur, dass er seine eigene Doktorarbeit getanzt hat ("Dance your PhD") - der Vater zweier erwachsener Kinder ist mit einer Kunsthistorikerin verheiratet und will Künstler in den Prozess der Aufklärung integrieren, weil "wir eine Sprache für die neue Sicht auf Leben nur gemeinsam entwickeln können". (Karin Pollack, DER STANDARD, 26.11.2014)