Köln/Wien - Erstmals seit 20 Jahren ist das Interesse der deutschen Fernsehzuschauer an der Formel 1 unter die Fünf-Millionen-Marke gerutscht. Durchschnittlich 4,36 Mio. Motorsportfans verfolgten bei RTL die 19 Rennen der abgelaufenen Saison 2014. Das bedeutet im Vergleich zum Vorjahr (5,28 Mio.) einen Rückgang um fast eine Million Zuschauer pro Rennen und die schlechteste Formel-1-Bilanz für RTL seit 1994.

Damals hatten im Schnitt 3,74 Mio. Zuschauer die Königsklasse des Motorsports beim Kölner Privatsender eingeschaltet. "Natürlich beschäftigt uns der rückläufige Zuschauertrend. Trotz großartigem Rennsport und viel Action auf der Strecke hat sich die Faszination in diesem Jahr ganz offensichtlich nicht so sehr für die breite Masse erschlossen", teilte RTL-Sportchef Manfred Loppe am Montag angesichts der negativen Zahlen mit.

Loppe kritisierte das "kaum nachvollziehbare Regelwerk und die mitunter unglückliche und kontraproduktive Außendarstellung der Königsklasse". Damit habe man sicherlich den einen oder anderen Fan verärgert.

5,74 Millionen Fans beim Finale

Richtige Spannung konnte nur das Duell an der Spitze zwischen den Mercedes-Piloten Lewis Hamilton und Nico Rosberg erzeugen. So sahen am Sonntag 5,74 Millionen Fans den ungefährdeten Sieg des neuen Weltmeisters Hamilton beim Saisonfinale. Der Marktanteil lag bei 34,2 Prozent. Damit war das Rennen in Abu Dhabi zugleich das meist gesehene im Jahr 2014. Von den Rekordwerten aus dem Boomjahr 2001, als die Formel 1 mit dem deutschen Ferrari-Superstar Michael Schumacher an der Spitze im Schnitt 10,44 Millionen Zuschauer vor die Bildschirme lockte, ist die Rennserie meilenweit entfernt.

"Wir werden uns jetzt die nötige Zeit nehmen, die Entwicklung sehr genau zu hinterfragen und konsequent die notwendigen Schlüsse daraus für unsere Übertragungen im kommenden Jahr zu ziehen", kündigte Loppe an. Im Sommer hatte der RTL-Sportchef den Zuschauerschwund in der Formel 1 noch als "temporären Schwächeanfall" bezeichnet.

Konstantes Interesse in Österreich

Relativ konstant zeigte sich hingegen der Zuschauerzuspruch in Österreich: Durchschnittlich 466.000 Motorsport-Fans verfolgten im ORF die 19 Rennen, was einem Marktanteil von 37 Prozent entspricht. Damit lag man nur unwesentlich unter den Werten des Vorjahres, als im Schnitt 485.000 Seher (38 Prozent Marktanteil) die Formel 1-Übertragungen verfolgten. Den Topwert erzielte heuer wenig überraschend das heimische Comeback in der Königsklasse: Das Rennen in Spielberg ließen sich durchschnittlich 638.000 Zuschauer (57 Prozent Marktanteil) nicht entgehen.

Der ORF besitzt die TV-Rechte für die Formel 1 bis 2016. Ob sich der Sender danach um die Rechte bemühen wird, steht noch nicht fest. ORF-Finanzdirektor Richard Grasl hatte angekündigt, den zweistelligen Millionenbetrag, den der ORF jährlich für die Rechte am Rennzirkus ausgibt, "lieber in österreichische Produktionen" zu investieren. (APA, 24.11.2014)