Wolfgang Ainetter.

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Wien - Zwei Jahre, sechs Monate und zwei Wochen sind keine lange Zeit, auch nicht bei einer Wochenillustrierten. Zwei Jahre, sechs Monate und zwei Wochen reichen bei News schon für den Bestwert eines ganzen Jahrzehnts in Sachen Beständigkeit. So lange war keiner Chefredakteur von News - seit sich Gründer Wolfgang Fellner 2003 verabschiedete, um eine Tageszeitung vorzubereiten.

Rekordhalter

Wolfgang Ainetter hält diesen Rekord. Und Ainetter geht, wenn er Dienstag, die aktuelle Ausgabe produziert hat. Zum Anlass nahm er, so wird er von Kollegen zitiert, eine Analyse auf derStandard.at/Etat über das Anforderungsprofil des neuen Konzernbosses Horst Pirker für den nächsten News-Chef oder die erste News-Chefin.

Eine "Galionsfigur" soll Pirker suchen, die Publikum, Politik und Werbewirtschaft Qualität signalisiert. Die Analyse nannte mögliche Kandidaten für dieses Jobprofil - etwa die ORF-Stars Ingrid Thurnher und Armin Wolf, Christian Rainer (Profil), Andreas Weber (Format), Florian Klenk (Falter). Und warum der eine oder die andere den Job wohl dennoch nicht machen, wenn sie Pirker fragt.

Ende Dezember Abschied fixiert

Mit 31. Dezember war Ainetters Abschied schon länger vereinbart. Nun konsumiert er nach eigenen Angaben seinen Resturlaub; Vize Chris Neuhold produziert, bis Pirker einen Nachfolger präsentiert.

Pirker, seit Juni Geschäftsführer der Verlagsgruppe, erklärt: "Seit Monaten" herrsche "Einvernehmen" zwischen Ainetter und ihm, "dass das Magazin News einen glaubwürdigen Neubeginn braucht, der auch durch eine personelle Neuordnung in der Chefredaktion unterstrichen werden soll." Durch die Spekulationen sei der Zustand aber aus Sicht Ainetters "unerträglich geworden".

"Sondierungsgespräche" zur News-Zukunft

Pirker erklärt, er verstehe Ainetter. Und bestätigt "eine Reihe qualifizierter Sondierungsgespräche" zur News-Zukunft. Nicht alle Gesprächspartner hätten sich an die vereinbarte Vertraulichkeit gehalten, bedauert er. "In den nächsten Wochen" erwartet er ein "belastbares Ergebnis" über die Neubesetzung.

Geschwächt und ausgebeint

Ainetters Höchstwert an der News-Spitze zeigt, wie rasch die Chefredakteure und Blattmacher seit Fellners Abgang wechselten, und fast so schnell wechselten auch die Geschäftsführer der ganzen Verlagsgruppe - und mit ihnen die Ausrichtung des einstigen Flaggschiffs News, das schon von den Fellners mit Auskoppelungen von tv-media bis Woman und Format beständig geschwächt und ausgebeint wurde.

Nur noch knapp drei Dutzend Redakteurinnen und Redakteure arbeiten nach mehreren Sparwellen bei News; ein Drittel vielleicht der Besetzung, mit der Wolfgang Fellner das Blatt machte.

Einzelne Hefte produzierte Ainetter mit nur noch elf Journalisten. Und das, nachdem Pirkers Vorgänger Axel Bogocz in der Geschäftsführung das Korrektorat der News-Gruppe eingespart hatte.

"Todesstoß" abgewehrt

Die letzte Großoffensive auf News vor dem Managerwechsel wehrte Ainetter Ende 2013 noch ab: weitere drastische Kürzungen an Personal und Frequenz drohten da - "News" sollte nur noch alle zwei Wochen aktuelle Ausgaben produzieren. Ainetter soll vor diesem Plan intern als einen "Todesstoß" für News gewarnt haben. Mit Erfolg.

Ainetter, nach News bei Bild und Heute, verschaffte dem Heft wieder Zug und damit Gesprächsstoff. Zunächst mit provokanteren, auch boulevardig-breiten Titeln, später zunehmend mit Enthüllungen - selbst über einen Spitzenmanager von Miteigentümer Raiffeisen. Vor allem Kurt Kuch steht für diese Aufdeckerstories, der aber schwer erkrankte. Der internationale Rechercheverband des "International Consortium of Investigative Journalists" (Offshore Leaks) nahm aus Österreich News an Bord. Enthüllungen und Servicerecherchen sorgten für Aufsehen, da und dort aber auch für Nachsehen bei Anzeigenkunden von Banken bis Automobilbranche. (fid, DER STANDARD, 25.11.2014)