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Rettungskräfte und Polizei untersuchen das Gelände des Bombenattentats am Eingang zum Oktoberfest.

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Ein Gedenkstein zur Erinnerung an die Opfer des Attentats in München.

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Es war der größte Anschlag der deutschen Nachkriegsgeschichte: Am 26. September 1980 explodierte am Haupteingang des Oktoberfests in München eine Bombe, 13 Menschen wurden getötet, mehr als 200 verletzt. Die Behörden machten den 21-jährigen rechtsextremen Studenten Gundolf Köhler, der bei der Detonation starb, für die Tat verantwortlich. Köhler galt als Einzeltäter, das Verfahren wurde rasch abgeschlossen.

Nun könnte die deutsche Bundesanwaltschaft die Ermittlungen jedoch wieder aufrollen, wie die "Süddeutsche Zeitung" unter Berufung auf einen Sprecher der Bundesanwaltschaft berichtet. "Wenn sich zureichende, tatsächliche Anhaltspunkte für weitere Tatbeteiligte ergeben sollten, werden wir die Ermittlungen wiederaufnehmen", sagte der Sprecher. Die Entscheidung soll noch in diesem Jahr fallen.

Neue Zeugin spricht von Mittäter

Grund dafür dürfte der Antrag auf Wiederaufnahme des Verfahrens durch den Anwalt Werner Dietrich sein, der mehrere Opfer des Anschlags vertritt. Darin führt er eine neue Zeugin an, die einen angeblichen Mittäter nennt: Am Tag nach dem Anschlag hatte die Frau in dessen Spind Flugblätter mit einem Nachruf auf den Attentäter Gundolf Köhler gefunden – zu diesem Zeitpunkt war dieser Name aber noch nicht bekannt gewesen. Die Zeugin wurde von der Bundesstaatsanwaltschaft vernommen, die Verlässlichkeit ihrer Aussage werde derzeit geprüft.

Anfang des Jahres hatte Dietrich erstmals Einsicht in alte Akten des Bayerischen Landeskriminalamts bekommen und kritisiert, dass Spuren ins rechtsextreme Milieu nicht verfolgt worden waren. Bereits einen Tag nach dem Attentat hatten beispielsweise inhaftierte Mitglieder des rechtsradikalen Terrornetzwerks "Deutsche Aktionsgruppen" bei Befragungen ausgesagt, dass der bekannte Neonazi Heinz Lembke militärischen Sprengstoff für Anschläge angeboten habe und dies in Zusammenhang mit dem Attentat am Oktoberfest stehen könnte. Die Fahnder hatten die beiden Fälle damals zwar zusammengeführt, die Spur aber nicht weiterverfolgt.

Mögliches politisches Motiv

Obwohl Verbindungen Köhlers in die Neonazi-Szene ans Licht kamen, insbesondere zur Wehrsportgruppe Hoffmann, wurden politische Motive damals ausgeschlossen. Ein mögliches Motiv für den Anschlag könnte jedoch die Unterstützung des damaligen Kanzlerkandidaten der CSU, Franz Josef Strauß gewesen sein, wie "Spiegel Online" unter Berufung auf bis 2011 unter Verschluss gehaltene Akten bereits berichtete. Demnach wurde ein Anschlag kurz vor der Bundestagswahl geplant, den man laut Köhler "den Linken in die Schuhe schieben" wollte, was Strauß zum Sieg verhelfen hätte sollen. (maa, derStandard.at, 24.11.2014)