Das Team Stronach und insbesondere sein Gründer Frank Stronach haben der österreichischen Innenpolitik ein paar heitere Momente beschert, das ist unbestritten. Realpolitisch blieb es unter der Wahrnehmungsgrenze. Mit dem Parteiaustritt von Kathrin Nachbaur, Klubchefin der bunt zusammengewürfelten Söldnertruppe im Parlament, schreitet deren Marginalisierung voran. Nachbaur will nicht mehr Stronachs Statthalterin sein, hält aber die Stellung im Nationalrat. Da mögen auch finanzielle Überlegungen im Spiel sein. Der 82-Jährige hatte Nachbaur zuvor ihre Jahresgage als Vizepräsidentin der Stronach-Gruppe gestrichen. Als Klubchefin bleiben ihr noch 12.300 Euro brutto monatlich, damit sollte sie das Auslangen finden.

Konsequent ist der Parteiaustritt von Nachbaur nicht. Ihre Verärgerung über Stronach ist nachvollziehbar, aber dann sollte sie ihm auch die Entscheidung über die Klubführung überlassen. Wenn er schon einen "starken Mann" an der Spitze haben will, dann soll er ihn auch bekommen - und zwar an der Position, die er für richtig hält.

Relevant sind diese Personalspielereien freilich nicht. Erstens ist es egal, wer diese Truppe im Parlament anführt, sie wird ohnedies längst nicht mehr ernst genommen. Zweitens wird Stronach diesen "starken Mann" nicht finden: Welcher vernunftbegabte und ernst zu nehmende Mensch/Mann sollte sich diese Aufgabe antun und freiwillig den Pausenclown für Stronach spielen?

Der Rückzug von Nachbaur, die bisher die loyalste Gefolgsfrau von Stronach war, macht dessen Scheitern bildhaft sichtbar: Der alte Mann bleibt mit einer Idee von einer Partei zurück, deren Ausführende sich ihrer Aufgabe längst entzogen haben. Mit Stronach will offenbar niemand mehr etwas zu tun haben. Sobald die finanzielle Absicherung durch von Steuergeld beglichene Abgeordnetengehälter erfolgt ist, versagen die Politikdarsteller dem Milliardär die Gefolgschaft. Ihre Anwesenheit im Parlament dient nur dem Selbstzweck.

Bei aller Schadenfreude, die man sich angesichts des politischen Bauchflecks des selbstherrlichen und skurrilen Parteigründers, der glaubte, sich die Republik kaufen zu können, kaum verkneifen kann, ist das Scheitern auch ein klein wenig bedauerlich: Offenbar gab es eine Nachfrage nach einer neuen Partei, die sich WTF (Wahrheit, Transparenz und Fairness, nicht zu verwechseln mit der gebräuchlicheren Interjektion "What the fuck") auf die Fahnen geheftet hatte. 268.000 Menschen hatten das Team Stronach gewählt - und sie hatten Hoffnungen und Erwartungen. Elf Abgeordnete sitzen auf Franks Ticket im Parlament - nunmehr für nichts und niemanden, es gibt keinen Auftrag, den sie noch wahrnehmen können.

Es gab nicht nur Wähler, die eine neue Heimat suchten, sondern auch diese Politiker. Sie müssen heimatlos bleiben. Das lässt sich verkraften. Die Abgeordneten des Teams Stronach bewiesen ideologische Flexibilität bis zur Selbstaufgabe, ihr politisches Talent blieb verlässlich verborgen.

Diese Partei ist eine Verschwendung an Wählerstimmen und Ressourcen. Stronach wäre gut beraten, sein Experiment endgültig zu begraben und nicht auch noch die Bundesländer in den anstehenden Landtagswahlen damit zu behelligen. Sein Geld wäre in sozialen Programmen besser investiert. Auch darin kann man sich selbst finden, dann hätte seine Sinnsuche auch etwas Positives. (Michael Völker, DER STANDARD, 24.11.2014)