Frankfurt/Berlin - Gespräche, Streikdrohungen, Gespräche, Streikdrohungen: Die Abfolge ändert sich seit Tagen nicht. Jetzt steht im verhärteten Tarifkonflikt bei der Deutschen Bahn wieder einmal eine Streikdrohung im Raum. Die Eisenbahnergewerkschaft EVG greift nun zu schärfen Waffen und droht mit Streiks vor Weihnachten. "Wir können auch vor Weihnachten noch streiken, wenn wir nicht vorankommen", sagte EVG-Chef Alexander Kirchner dem Magazin "Focus". Ein Ausstand könne auch parallel zu Lokführerstreiks der Konkurrenzgewerkschaft GDL stattfinden. In der Vorweihnachtszeit wären solche Streiks besonders bitter.

Ein EVG-Sprecher sagte dem Magazin zufolge, allein die Beschäftigten in der Stromversorgung und in den Stellwerken könnten das Bahn-Netz vollständig blockieren und so den gesamten Verkehr stilllegen. Erste Warnstreiks seien bereits ab dem 3. Dezember denkbar.

Kein Durchbruch

Die Bahn und ihre beiden Gewerkschaften GDL und EVG hatten am Freitag noch keinen Durchbruch in dem Tarifkonflikt erzielt. Jedoch sind sich Bahn und GDL, die den Zugverkehr bereits tagelang lahmgelegt hatte, nähergekommen. Am Freitag soll in getrennten Runden weiterverhandelt werden. Kern des Konfliktes ist, dass die GDL auch für ihre Mitglieder unter den rund 17.000 Zugbegleitern, bei Bordrestaurant-Personal und Rangierführern eigene Verträge abschließen will. Bisher hatte die EVG für alle Berufsgruppen außer den Lokführern Tarifabschlüsse ausgehandelt.

Kirchner machte im "Focus" deutlich, dass seine Gewerkschaft sich nicht vom Verhandlungsstand der GDL abhängig machen will: "Dabei interessiert uns nicht, was die GDL macht." Die EVG will für ihre Mitglieder sechs Prozent mehr Lohn, mindestens aber eine Steigerung der Gehälter um 150 Euro. Die GDL verlangt fünf Prozent mehr Lohn, 37 statt 39 Stunden Wochenarbeitszeit sowie bessere Schichtpläne. Die EVG will im Gegenzug zum GDL-Vorstoß auch für die Lokführer unter ihren Mitgliedern sprechen. Die Bahn lehnt verschiedene Verträge für dieselbe Berufsgruppe ab. (APA/red, derStandard.at, 23.11.2014)