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Der Wiener Damir Canadi dirigiert in Altach. "Wir sind eine kluge Mannschaft, die Vorgaben werden umgesetzt", sagt er.

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Georg Zellhofer organisiert in Altach.

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Altach/Wien - Sportdirektor Georg Zellhofer weist darauf hin, "dass nirgendwo geschrieben steht, dass ein Aufsteiger in der ersten Saison keine Probleme hat. Erfolg ist immer nur ein Ergebnis konsequenter Arbeit." Die Länderspielpause hat das famose 4:1 von Altach gegen das prinzipiell übermächtige Red Bull Salzburg verdrängt. Wobei sich der 54-jährige Zellhofer sehr gut daran erinnert. "Die Wahrnehmung in Vorarlberg war groß. Die Mannschaft hat sich die Aufmerksamkeit verdient. Es ist alles kein Selbstläufer." Da der Fußball fast noch schnelllebiger als die Zeit ist, und am Samstag das schwierige Auswärtsspiel in Ried wartet, hält sich Zellhofer "nicht mit einem schönen Tag vor zwei Wochen auf. Es geht darum, große Erfolge zu verdauen, ein Mittelmaß an Gefühlen zu entwickeln."

Seit eineinhalb Jahren versucht Zellhofer in Altach die "Balance zwischen Sport und Wirtschaft zu finden". Die Aufgabe sei spannend. "Du musst dich um die gesamte Palette kümmern. Es geht um Visionen und um Realismus." Schaut sich Zellhofer etwa die Kabinen und die Trainingsplätze an, "denke ich, Wahnsinn, das hat nicht einmal Zweitliganiveau. Ich wünsche keinem, sich bei uns zu duschen." Dieser Zustand wird geändert, die Cashpoint-Arena runderneuert. "Die Infrastruktur ist die Basis, das haben wir nicht nur in Vorarlberg erkannt."

Kein Fahrstuhlverein

Der SCR Altach budgetiert mit 5,5 Millionen Euro. Im sportlichen Bereich wird die langfristige Etablierung im Oberhaus angestrebt. "Fahrstuhlverein kommt nicht in Frage. Fünf Jahre zweitklassig gewesen zu sein, reicht."

Zellhofer nennt Gründe für den Erfolg. Ohne sich selbst loben zu wollen, "passt die Kaderzusammenstellung. Unterschiedliche Typen sind eine Einheit." Neun Spieler kommen aus Vorarlberg, diese Zahl sollte erhöht werden. "Altach muss die erste Adresse im Ländle sein." Ein weiterer Mosaikstein ist logischerweise Trainer Damir Canadi, ein 44-jähriger Wiener. Zellhofer: "Er spricht die Sprache der Fußballer, kennt sich aus, entwickelt sich ständig, hat alles von der Pike auf gelernt. Und er hat Ecken und Kanten, man kann mit ihm großartig über Fußball diskutieren." Zellhofer ist ja einst selbst Trainer gewesen, von Pasching aus zog es ihn zu Rapid und zur Austria, um eher zu scheitern. Ob Canadi der bessere Trainer als Zellhofer ist? "Gemeine Frage, keine Antwort."

Canadi hat das 4:1 gegen Salzburg verdaut. "Wichtiger ist, dass es die Spieler verarbeitet haben. Sie waren im Training total fokussiert. Drei Punkte gegen Ried sind genauso viel wert wie drei gegen Salzburg." Canadi kann zudem zwei Siege gegen Rapid und zwei Unentschieden gegen die Austria vorweisen. "Schön ist, dass wir fußballerisch mithalten." Die Erste Liga sei eher eine "Kampfliga" gewesen. "Da ging es ums Zerstören. Jetzt wird Fußball gespielt." Die Leistungen hätten wenig mit "Unbekümmertheit" zu tun, "sondern mit der Umsetzung der Vorgaben, wir sind eine kluge Mannschaft."

Der Punkteplan

Canadi hat nicht verboten, mit der Qualifikation für die Europa League zu spekulieren. "Ist man Dritter, darf man das. Aber du musst die Aufgaben bewältigen." In Altach wird nicht von Spiel zu Spiel, sondern von neun Spielen zu neun Spielen gedacht. "Wir haben einen Punkteplan für diese Periode. Natürlich wurde er bisher mehr als erfüllt."

Zellhofer sagt, dass der Fußball in Österreich momentan zwei Gesichter zeige. "Der berechtigte Jubel ums Nationalteam, das Jammern über die Liga." Diese Schere könne Altach kaum schließen. "Man darf uns nicht überschätzen." Die wirtschaftliche Situation lasse eben generell wenig zu. "Nehmen wir Rapid her. Die suchen in den Regionalligen nach Verstärkungen. Gute Legionäre sind kaum leistbar, die verdienen wahrscheinlich in Aserbaidschan mehr." Salzburg sei die Ausnahme. "Wie lange noch, weiß ich nicht. Aber sie sind wichtig, man kann sich an ihnen fußballerisch orientieren. Und man kann sie an einem besonderen Tag packen."

Die Altacher sind seit neun Partien ungeschlagen. Canadi hat das weder geplant noch vorausgesagt, "Aber es ist nicht zufällig passiert." Abgesehen davon sei die Liga besser als ihr Ruf. "Man muss nicht Legionär sein, um ins Nationalteam zu kommen. Siehe Salzburg." Ob es einer in absehbarer Zeit via Altach schaffen kann, weiß Zellhofer nicht. "Ich schließe es langfristig nicht aus." (Christian Hackl, DER STANDARD, 22./23.11.2014)