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Matthias Frehner, Direktor des Kunstmuseums Bern.

foto: EPA/GIAN EHRENZELLER

Will man eine Redensart bemühen, dann wurde ihm der Kunstsinn in die Wiege gelegt. Die Eltern sind Künstler, Mutter Doris Frehner-Schurtenberger Malerin, Vater Willy Frehner Bildhauer. Sohn Matthias kam 1955 in "Winti", wie Winterthur im Schweizer Volksmund genannt wird, auf die Welt.

Dem Abschluss einer kaufmännischen Lehre folgten die Maturaschule und das Studium an der Universität Zürich: Kunstgeschichte, deutsche Literatur sowie Klassische Archäologie, seine Dissertation verfasste er zur "Geschichte der Schweizer Eisenplastik".

Seine Berufslaufbahn führte ihn bislang nie über die Schweizer Grenzen hinaus: Matthias Frehner war Konservator, Gründungsmitglied und erster Präsident der Giovanni-Segantini-Stiftung, von 1996 bis 2002 leitender Kunstredakteur der Neuen Zürcher Zeitung. 2002 übernahm der Vater dreier Kinder die Direktion des Kunstmuseums Bern. In dieser Funktion erhielt er einen Tag nach Cornelius Gurlitts Tod die Nachricht, "sein" Haus sei als Alleinerbe vorgesehen. Dass es sich um keinen Scherz handelt, habe er erst anderntags realisiert.

Warum, darüber herrscht bis heute Rätselraten. Weder er noch seine Mitarbeiter hatten Cornelius Gurlitt je zu Gesicht bekommen, ja nicht einmal Kontakt zu ihm. Dazu sei ihm die Sammlung völlig unbekannt gewesen. Die Aussicht auf Hauptwerke der Klassischen Moderne schien verlockend. Ein Lokalaugenschein mag relativiert haben, das Interesse blieb. Trotzdem: ein Danaergeschenk, das ihm jede Menge Warnungen und Bedenken eintrug. Er selbst sieht darin eine Chance und zumindest die Pflicht, es zu prüfen.

Wie der 13-köpfige Rat der Stiftung Kunstmuseum Bern entscheidet, ist seit Wochen Gegenstand von Spekulationen. Am Montag soll offiziell die Entscheidung bekanntgegeben werden. Finanzielle Aspekte scheinen eine erhebliche Rolle zu spielen.

In dieser Hinsicht darf der 59-Jährige als versiert bezeichnet werden, ebenso auf dem Gebiet der Raubkunst. Ende der 1990er-Jahre, als die Washingtoner Erklärung verhandelt wurde, recherchierte er monatelang in den Archiven der Schweizer Museen. Das Ergebnis war eine Artikelserie, die später auch als Buch erschien.

Darüber, wie er als Gurlitt-Erbe damit umzugehen gedenkt, lässt er keine Zweifel: Rückgabeforderungen würden respektiert, denn "wir wollen nur Sachen, die restlos sicher sind". (Olga Kronsteiner, DER STANDARD, 22./23.11.2014)