Zu Gast bei Stöckl (v. li.): Georg Fraberger, Sabine Haag, Barbara Stöckl, Erni Mangold und Matthias Strolz.

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Es ist nicht lange her, da hat sich Neos-Politiker Matthias Strolz in den Anblick einer Kastanie vertieft, um dem Geheimnis des Lebens auf die Spur zu kommen. Er sei eben "ein neugieriger Mensch", ließ er die Talkrunde der ORF-Sendung Stöckl Donnerstagabend wissen. Ein wenig später klang das schon verzweifelter: "I bin a Mensch, ka Haider in gut!"

Vom verstorbenen Landeshauptmann ist nicht überliefert, ob er Lehrgedichte auf den Nabelfleck der Rosskastanie verfasst hat. Jedenfalls bis jetzt wurden keine derartigen Elaborate in der "Kronen Zeitung" zum Abdruck gebracht.

Strolz bekannte jetzt u. a. im Beisein der wunderbar lapidaren Erni Mangold, "ein Stück auf der Reise zu sich selbst" zu sein. Der Weg ist noch weit, und er scheint nicht ganz ungefährlich. Gesäumt ist er von dicken, fetten Kastanienbäumen. Wo die stehen, ist auch der Anbau von Cannabisplantagen kein Ding der Unmöglichkeit mehr.

Sind die Neos schon in die Pubertät gekommen?, fragte Barbara Stöckl. Ihr maliziöses Lächeln verriet viel über das Wesen der Tantenhaftigkeit. Tanten sind häufig Wesen, denen man die Erleichterung anmerkt, dass sie die Probleme, die man mit Heranwachsenden hat, nicht mit den leiblichen Müttern teilen müssen.

Womit der Abend standesgemäß der 87-jährigen Erni Mangold gehörte. Niemals verfiele man auf den Einfall, diese Schauspielerin ihres Alters wegen als Großmutter zu verunglimpfen. Herrn Strolz, dessen Partei sie einst ein besonderes Augenmerk schenkte, empfing aus ihren Händen das kostbarste Geschenk: eine kleine Unterweisung in Lebensklugheit, die auf esoterischen Selbstfindungsquatsch getrost verzichten kann. (Ronald Pohl, DER STANDARD, 22./23.11.2014)