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Frank Stronach strich ihre Gage, Kathrin Nachbaur sagt: ""Stronach ist Parteichef und ich bin Klubobfrau. Wir wollen dass die Partei funktioniert, alles andere rede ich mit Frank Stronach aus - und nicht über die Medien."

Foto: Reuters/Foeger

Kathrin Nachbaur, Klubchefin des Team Stronach, hat laut "Profil" ihre Funktion als stellvertretende Parteiobfrau zurückgelegt – und damit nicht genug, soll sie laut dem Nachrichtenmagazin auch ihre Parteimitgliedschaft aufgekündigt haben. Abgeordnete und Klubchefin will die 35-Jährige angeblich bleiben.

Dem STANDARD ließ Nachbaur Freitagnachmittag dazu über einen Sprecher ausrichten: "Frank Stronach ist der Parteichef, ich bin Klubobfrau. Wir wollen, dass die Partei funktioniert. Alles andere rede ich direkt mit Frank Stronach aus und nicht über die Medien." Für zusätzliche Verwirrung sorgte die geschäftsführende Klubobfrau und steirische Team-Stronach-Obfrau Waltraud Dietrich. Sie teilte mit, ihr liege keine Austrittserklärung von Nachbaur für die steirische Landesgruppe vor.

Wie Nachbaur bereits im STANDARD-Interview erklärte, hat sie vor wenigen Tagen auch zu ihrem Klubvorsitz die Vertrauensfrage gestellt – allerdings sprachen sich alle zehn Abgeordneten "einstimmig" für sie aus, wie der einst von Stronach abgesägte Robert Lugar am Freitag bestätigte. Auch Stronach soll bei dieser Sitzung anwesend gewesen sein.

Abmontiert

Der Parteigründer selbst hebt am Samstag wieder nach Übersee ab. Nachdem bei seiner Österreich-Visite via "Kurier" publik geworden ist, dass der milliardenschwere Austrokanadier seiner politischen Ziehtochter die Gage für ihr Engagement als Vizepräsidentin der Stronach-Gruppe gestrichen hat (rund 140.000 Euro im Jahr), sprossen bereits die Gerüchte – dass Stronach Nachbaur ohne jede Aussprache abmontieren will und dass diverse Konkurrenten bereits für den bald vakanten Posten bereitstünden.

Am Freitagvormittag sagte Nachbaur eine Pressekonferenz zu den arbeitsplatzvernichtenden "Existenzängsten der Gewerkschaften" kurzerhand ab – wegen angeblicher "Terminkollisionen".

Schlechte Umfragewerte

Der Kern des Konflikts zwischen Stronach und Nachbaur wird in der Partei so beschrieben: Die Klubchefin sei eigene Wege gegangen und habe den Parteigründer immer seltener konsultiert – was Stronach gegen sie aufgebracht hat. Angesichts der schlechten Umfragewerte (die Bundespartei grundelt bei einem Prozent herum) soll der 82-Jährige Nachbaur schon seit Wochen Ratschläge erteilen, wie die Themen besser zu kommunizieren sind, was entsprechend nerve.

Aber auch Nachbaurs bisheriges Zusatzeinkommen wird intern kritisch gesehen:"Ich hab’ bisher nicht gewusst, dass sie bei Stronach noch derart viel verdient. Vielleicht gibt es ja Menschen, die dafür Übermenschliches leisten können", höhnt einer aus dem Team.

Nachbaurs bisheriger Zusatzverdienst, den ihr Stronach angeblich schon im Sommer gestrichen hat, war möglich, weil Waltraud Dietrich zur geschäftsführenden Klubchefin gekürt wurde. Um Nachbaurs Tätigkeiten in Stronachs Imperium herrscht parteiintern ähnliches Rätselraten wie um ihr nunmehriges Zerwürfnis mit dem Mentor.

Neues Versuchsfeld: die Steiermark

Da Stronach fürchtet, seine Investitionen in der heimischen Innenpolitik als "stranded costs" abschreiben zu müssen, setzt er jetzt alle Energie in die steirischen Landtagswahlen im Herbst 2015. Seinen Optimismus, hier punkten zu können, nähren die bundesweit besten Ergebnisse bei der letzten Nationalratswahl sowie die vielen Arbeitsplätze, die er in Graz und seinem Heimatbezirk Weiz geschaffen hat. Deswegen will er noch einmal Geld lockermachen. Seit Monaten sucht Stronach einen aussichtsreichen Spitzenkandidaten – und könnte nun fündig geworden sein. Angeblich sind entsprechende Gespräche mit dem Unternehmer Wolfgang Auer am Laufen. Der Unternehmer vertreibt Basenpulver.

"Wollen uns emanzipieren von Frank"

Kathrin Nachbaur ist nicht die einzige parteilose Abgeordnete im Parlamentsklub des Teams Stronach. Auch Marcus Franz – er war kürzlich noch Generalsekretär des Team Stronach – ist parteilos, wie er gegenüber derStandard.at bestätigte. Seinen Schätzungen zufolge sind insgesamt 50 Prozent der Abgeordneten im Klub parteilos. "Die Frage der Mitgliedschaft hat sich nie gestellt. Sie war nie eine Bedingung. Wir verstehen uns als offene, liberale Bewegung."

Im Gespräch mit derStandard.at bezeichnete er den Klub als "eingeschworene Einheit". Am Dienstag wurde "einstimmig und emotional" der Klubobfrau Nachbaur die Gefolgschaft ausgesprochen. Das Verhältnis zu Parteiobmann Frank Stronach bezeichnete er als gut, jedoch "im Parlament kann er nichts anschaffen". Und: "Wir wollen uns alle emanzipieren von Frank", sagte Franz. (Katrin Burgstaller, Walter Müller, Nina Weißensteiner, DER STANDARD, 22.11.2014)