Tief unter dem Yarlung Tsangpo liegt der verschüttete alte Canyon.

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Foto: M.Kaban, GFZ

Potsdam - Im östlichen Himalaya hat der Yarlung Tsangpo, der zum Flussystem des Brahmaputra gehört, eine berühmte Sehenswürdigkeit gebildet: Die hufeisenförmigen Dihangschluchten, auch Tsangposchlucht genannt. Die Schönheit dieser Region hat dazu geführt, dass hier sogar das mythische Shangri-La vermutet wurde.

Ein Team von deutschen, chinesischen und amerikanischen Forschern hat nun flussaufwärts einen mit über 500 Metern Sediment gefüllten Canyon unterhalb des heutigen Betts des Yarlung Tsangpo entdeckt. Diese Entdeckung ermöglichte neue Erkenntnisse über die Entstehung der Schlucht, wie das Helmholtz-Zentrum Potsdam berichtet.

Der Ursprung

Der Zusammenstoß von Indien mit dem Kontinent Eurasien hat hier einen tektonischen Staudamm mit Abfluss erzeugt. Bei Bohrungen stellten die Wissenschafter fest, dass die Schlucht infolge der raschen tektonischen Hebung des Himalaya vor etwa zwei bis drei Millionen Jahren ihre steile Form erhielt. "Infolge des starken Gefälles schneidet sich der Fluss hier sehr schnell ein", erklärt Dirk Scherler. "Jährlich wird hier bis zu einem Zentimeter Gestein abgetragen, das entspricht aber etwa auch der jährlichen tektonischen Hebungsrate."

Vor drei Millionen Jahren schnitt sich der Fluss noch tief ins Gestein des Hochlands ein. Heute hingegen ist dieser einst gewaltige Canyon unter Sediment versteckt. Auf bis zu tausend Meter dick schätzen die Geoforscher diese Ablagerungsschicht im Flussbett. (red, derStandard.at, 21. 11. 2014)