Die Menschheit hat weit über tausend Jahre gebraucht, um vom geozentrischen Weltbild - die Erde ist der Mittelpunkt des gesamten Universums - zum heliozentrischen Weltbild - die Planeten und damit die Erde kreisen um die Sonne - zu gelangen.

Hierzulande herrschte lange so etwas wie ein autozentrisches Weltbild, das davon ausgeht, dass sich das ganze Universum um das Automobil dreht. Städte- und Landschaftsgestaltung, Wirtschaftspolitik und Lebensstil waren nahezu hundertprozentig auf das Auto ausgerichtet. So ist es noch immer, aber zumindest in den (Groß-)Städten kommen immer mehr (jüngere) Menschen ohne Auto aus. Das autozentrische Weltbild hat aber noch starke Bastionen. Der ÖAMTC hat eine Studie erstellt, wonach 86 Prozent der Fußgänger in der dunklen Jahreszeit im Herbst und Winter zu dunkel angezogen sind. Weshalb sie dann leider gehäuft von den Autofahrern umgeschoben werden, muss man den Gedankengang der ÖAMTCler wohl ergänzen.

Tatsächlich lehrt der Augenschein, dass die österreichische Bevölkerung im Winter nicht in Regenbogenbekleidung zu Fuß unterwegs ist, sondern eher mit dunklen Mänteln, Parkas und Jogginganzügen. Was tun? Leuchtwesten? Blinklichter? Orange Overalls wie die US-Häftlinge? Seltsam, wie der Autofahrerklub immer noch meint, dass sich alle anderen nach den Autofahrern zu richten haben. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 21.11.2014)