Die ukrainische Wirtschaft schrumpft kräftig. "In diesem Jahr dürfte das Bruttoinlandsprodukt um 7,5 Prozent sinken und wird nach unseren Berechnungen im kommenden Jahr um 4,3 Prozent nach unten gehen", sagte Notenbankchefin Waleria Gontarewa am Donnerstag.

Der Abschwung geht ihren Worten zufolge mit einer hohen Inflation einher. Die Verbraucherpreise dürften sich in diesem Jahr um 25 Prozent erhöhen. Bis jetzt war nur ein Plus von 19 Prozent erwartet worden. Der Ukraine macht der Konflikt mit prorussischen Separatisten im Osten des Landes zu schaffen. Dort werden Stahl und andere Exportgüter hergestellt, doch liegt die Produktion wegen der Auseinandersetzungen am Boden. Trotz eines Waffenstillstands zwischen Regierungstruppen und Rebellen werden nach UN-Erkenntnissen in der Ostukraine im Schnitt 13 Menschen am Tag getötet.

Wirtschaft brechen die Exporte weg

Zusätzlich zu den Kriegswirren erschwert eine angepeilte Umorientierung der ukrainischen Wirtschaft die Situation. Die ukrainische Regierung will das Land bekanntlich von Gasimporten aus Russland unabhängig machen und hat als Reaktion auf die Krim-Annexion den Rüstungshandel mit Russland beendet. Nach Eisenbahnwagons waren Rüstungsgüter dorthin die wichtigsten Exportgüter. Damit dürften der Ukraine zwanzig Prozent der Exporte wegbrechen, errechnete Roland Götz vom deutschen Bundesinstitut für ostwissenschaftliche und internationale Studien in Köln in einer kürzlich erstellten Länderanalyse zur Ukraine.

Traditionell ist die Wirtschaft der Ukraine nach Russland ausgerichtet. Der größte Posten aus dem Handel, 3,3 Milliarden Dollar (2,6 Milliarden Euro), sind die Transitgebühren, die das Land für die Weiterleitung russischen Erdöls und Erdgases erhielt.

Schwierig auch die Umorientierung der Ukraine in der Energiepolitik, weg von russischem Erdgas für den Eigenverbrauch. Ein Ziel, das eher aus politischen denn ökonomischen Gründen angestrebt wird, wie Götz schreibt. Mit der Annexion der Krim durch Russland sei die Hoffnung auf Ausbeutung der dort entdeckten Offshore-Vorkommen an Erdgas zunichtegemacht worden. (Reuters, ruz, DER STANDARD, 21.11.2014)