Wien - Seit rund zehn Jahren ist die US-Kaffeehauskette Starbucks in Österreich vertreten. Und wenn Sie je gemeint hätten, niemals würde Ihnen das Wort "Frapuccino-No-Fat-Strawberry-Mint-Julip" über die Lippen kommen oder Sie fünf Euro, also an die 70 Schilling, oder noch mehr für einen Kaffee ausgeben - nun, Starbucks hat Sie möglicherweise schon eines Besseren belehrt.

Das Unternehmen, 1971 in Seattle gegründet, ist nicht für Schleuderpreise bekannt; man setzt auf den Prestigefaktor. Und der wirkt: In Manhattan geht die Mär, dass Mitarbeiter der unteren Ränge sich ihre Starbucks-Becher aufheben und sie unauffällig bei Dunkin' Donuts oder McDonald's auffüllen lassen, bevor sie damit zur Arbeit huschen.

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Foto: ap/Ted S. Warren

Nicht nur Freude

Die Zahlen von Starbucks haben Börsianer heuer aber nicht nur erfreut: Im vierten Geschäftsquartal stieg der Umsatz um zehn Prozent zum entsprechenden Vorjahreszeitraum auf 4,2 Milliarden US-Dollar (3,3 Mrd. Euro). Der Gewinn erreichte 588 Millionen Dollar - zu wenig, meinte die Wall Street und strafte die Aktie kurzfristig ab. Doch im Vorjahresquartal hatte das Unternehmen noch einen Verlust von 1,2 Milliarden Dollar gemacht. Der Aktienkurs, Anfang der 1990er-Jahre im US-Cent-Bereich, liegt nun bei 78 US-Dollar, rund 62 Euro. Seit 2009 stieg er um fast 270 Prozent.

Dieses Beispiel zeigt: Wachstum findet - abseits Asiens - zurzeit vor allem in den USA statt, und so sind Unternehmen mit dieser für Anleger angenehmen Eigenschaft gerne dort zu Hause. Wie zum Beispiel die Drogeriekette CVS: 1963 in Lowell, Massachusetts, unter dem Namen Melville Corporation gegründet, sitzt sie heute in den USA mit rund 7600 Filialen fast an jeder Ecke. In den vergangenen fünf Jahren schoss der Kurs um 200 Prozent (auf US-Dollar-Basis) nach oben; zuletzt auch angefeuert durch Obama-Care: CVS betreibt in ausgewählten Filialen einen Schnellcheck für eine Handvoll Dollar. Nun, da Untersuchungen flächendeckend von Krankenversicherungen bezahlt werden, will man das Geschäft kräftig ausweiten - fast schon ein Freifahrtschein für einen weiteren Kursanstieg. Der lag im vergangenen Monat bei rund zwölf Prozent.

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Foto: Reuters/Mike Blake

Auch bei AT&T läuft es seit Jahren rund: Der nach Umsatz weltweit größte Telekommunikationsdienstleister, gegründet 1876 vom Vater des Telefons, Alexander Graham Bell, hat alle regulativen Eingriffe in den Telekom-Sektor unbeschadet überstanden. Der Supertanker ist nicht der klassische Wachstumswert an sich, trotzdem legt der Umsatz fast jedes Jahr um rund eine Milliarde Dollar zu. Das gilt auch für die Aktie: Sie kletterte seit dem Jahr 2009 um rund 35 Prozent nach oben. Das Papier gilt bei Analysten bei Kursen um die 35 US-Dollar als stark unterbewertet. Interessant ist hier besonders die Dividendenrendite: Sie liegt regelmäßig um die fünf Prozent und macht das Unternehmen, gerne auch "Ma Bell" genannt, besonders in Null-Prozent-Sparbuchzinszeiten um-so interessanter.

Eine Region dieser Erde, auf der man auch aufgrund der vor sich hinschwelenden Staatsschuldenkrise kaum Positives erwarten würde, ist Japan. Die langfristige Entwicklung des japanischen Leitindex Nikkei zeigt zwar, wie angeschlagen die japanische Wirtschaft ist. Anfang 1990 stand der Nikkei noch bei 39.000 Punkten; zwischendurch ging's bis auf rund 7000 Indexpunkte steil abwärts. Heute steht die Börse in Tokio bei rund 17.000 Punkten und hat in den vergangenen sechs Monaten rund 18 Prozent dazugewonnen.

Gute Aussichten

In Japan sieht aber der Finanzsektor ganz anders aus als hierzulande - nämlich deutlich besser. Ein Titel, auf den Analysten besonders setzen, ist die Mitsubishi UFJ Financial Group, eine Holdinggesellschaft für Unternehmen im Banken- und Finanzsektor, die 2005 aus dem Zusammenschluss von Mitsubishi Tokyo Financial Group und UFJ Holdings entstanden ist.

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Foto: ap/Kimimasa Mayama

Die größte japanische Bank lockt mit einem niedrigen KGV von neun und gilt auch darum als besonders unterbewertet - da ist also noch viel Platz nach oben. Das Unternehmen weist die beste relative Performance unter den strukturierten Banken auf.

Die Holding will sich in Südostasien breiter aufstellen und wächst auch durch Zukäufe. So wurden zuletzt die thailändische Bank of Ayudhya und ein 20-Prozent-Anteil an der vietnamesischen VietinBank übernommen.

Wer beim Thema "Wachstum" zur Risikostreuung lieber auf Fonds als auf Einzelaktien setzt, kann sich beispielsweise den "Comgest Growth Emerging Markets I EUR Acc" ansehen. Damit holten sich Anleger mit Aktien von Unternehmen wie Taiwan Semiconductor, China Life Insurance oder Infosys im Schnitt der vergangenen drei Jahre knapp zehn Prozent per annum. Allein heuer lag der Wertzuwachs bisher bei mehr als 17 Prozent. "Dieser Fonds ist unserer Auffassung nach einer der besten seiner Kategorie", fassen die Experten des Analysehauses Morningstar zusammen. (Reinhard Krémer, DER STANDARD, 21.11.2014)