Bei einer Routinekontrolle wurden die falschen Radachsen entdeckt. Mittlerweile wurden sie bei fast allen Garnituren ausgetauscht.

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Wien - Eineinhalb Jahre lang waren 13 Railjet-Garnituren der ÖBB mit Achsen unterwegs, die eigentlich für die deutlich langsameren Cityshuttle- und Wiesel-Züge zugelassen sind. Railjets erreichen Geschwindigkeiten von 230 km/h, die Doppelstockwaggons dürfen hingegen mit maximal 160 km/h fahren. Das berichtete die Tageszeitung "Kurier" in ihrer Ausgabe vom Donnerstag.

Die Vorwürfe, man habe die Sicherheit der Fahrgäste aufs Spiel gesetzt und die Situation vertuschen wollen, weist man bei der ÖBB zurück. Die Sicherheit sei "zu jedem Zeitpunkt gewährleistet" gewesen, sagt ein Sprecher auf Anfrage des STANDARD. Das belegen die Bundesbahnen auch mit einem Gutachten der TU Graz. Entscheidend sei nicht die Geschwindigkeit, sondern die Belastung durch das Gewicht des Zuges. Der Railjet ist um rund 20 Prozent leichter als ein Doppelstockwagen.

Der Fehler sei deshalb passiert, weil die fälschlich verwendeten Radachsen nahezu baugleich und materialident sind. Man habe deshalb gedacht, sie seien auch für Railjets zugelassen. "Wir haben einen Fehler bei der formalen Bewilligung gemacht", sagt der ÖBB-Sprecher. Wie dieser passieren konnte, sei noch unklar. Eine bereits gegründete Taskforce werde dem nachgehen.

Erst auf Verlangen informiert

Entdeckt wurden die falschen Radsätze laut Gutachten der TU Graz jedenfalls schon am 5. November bei einer Routinekontrolle. Informiert wurde das Verkehrsministerium als oberste Eisenbahnaufsicht aber erst vergangenen Montag. "Es war nicht die offensivste Informationspolitik", heißt es dort auf STANDARD-Anfrage. Nachdem man "Hinweise von verschiedenen Seiten" bekommen hatte, habe man eine Stellungnahme verlangt. Deshalb von Vertuschung zu sprechen sei aber übertrieben.

Die ÖBB geht davon aus, dass bis Sonntag alle Railjets mit bewilligten Achsen unterwegs sein werden. Die fünf, deren Achsen noch nicht ausgetauscht wurden, fahren ausschließlich auf der Südstrecke, wo maximal 160 km/h erlaubt sind.

Billiger seien die unzulässigen Radachsen nicht: Mit einem "Blödsinn" tut der ÖBB-Sprecher diesen Vorwurf ab. Die betreffenden Bauteile würden gleich viel kosten. (cmi, DER STANDARD, 21.11.2014)