Chicago (Illinois) - Weniger "böses" und die Gefäßverkalkung förderndes LDL-Cholesterin im Blut ist auf jeden Fall gut für Herzpatienten. Beim Jahreskongress der American Heart Association in Chicago wurde dazu eine Studie vorgestellt, auf welche die Kardiologen weltweit seit Jahren gewartet hatten. Auch weniger als 70 Milligramm LDL pro Deziliter Blut sind demnach anzustreben.

Die "Improve-it"-Studie mit mehr als 18.000 Patienten und Patientinnen nach einem akuten Herz-Kreislauf-Zwischenfall (instabile Angina pectoris, Herzinfarkt) dauerte neun Jahre, der Beobachtungszeitraum betrug sieben Jahre. Dabei sollte bei zwei vergleichbaren Gruppen dieser Hochrisikopatienten das LDL möglichst unter 70 Milligramm pro Deziliter Blut gesenkt werden. Dabei erhielten 9.077 Patienten 40 Milligramm des Cholesterinsenkers Simvastatin, 9.067 Patienten eine Kombination aus 40 Milligramm Simvastatin plus zehn Milligramm Ezetimibe.

Längst zugelassene Medikamente

Statine hemmen die Cholesterinsynthese in der Leber. Ezetimibe verhindert die Wiederaufnahme von Cholesterin aus dem Darm und vermehrt die Statin-Wirkung. Wurden die angepeilten Cholesterinwerte nicht erreicht, war eine Erhöhung der Dosis an Simvastatin möglich.

An sich handelt es sich bei beiden Arzneimitteln um längst zugelassene Medikamente. Simvastatin ist ein relativ schwach wirkender, bewährter Cholesterinhemmer. Auch das Kombinationsmedikament gibt es seit mehreren Jahren, auch in Österreich. Bei letzterem stand aber der letzte Beweis für einen positiven Effekt auf das Überleben von Behandelten aus.

In der Studie wurden in der Gruppe der ausschließlich mit Simvastatin therapierten Personen nach einem Jahr durchschnittliche LDL-Konzentrationen im Blut von 69,9 Milligramm pro Deziliter erreicht. Unter Verwendung des Kombinationsmedikamentes waren es gar nur 53,2 Milligramm pro Deziliter. An sich lauten die derzeitigen Empfehlungen bei Hochrisikopatienten auf 70 Milligramm pro Deziliter.

Risiko kann von "bösem" Cholesterin abhängen

Weniger LDL-Cholesterin im Blut schlug jedenfalls in der Statistik durch: In der Gruppe jener Patienten, welche das Kombi-Arzneimittel erhielten, kam es bei 32,7 Prozent zu einer schweren Komplikation oder zum Tod durch ein Herz-Kreislauf-Ereignis. In der Gruppe jene Patienten, welche nur Simvastatin einnahmen und durchschnittlich einen höheren LDL-Wert hatten, war das bei 34,7 Prozent der Fall. Der Unterschied war statistisch signifikant, ebenso beim Anteil jener Probanden, die einen Herzinfarkt erlitten (13,1 versus 14,8 Prozent).

Christopher Cannon, Leiter der Studie vom Brigham and Women's Hospital in Boston (USA) betonte, dass in der Studie erstmals solche Ergebnisse mit einer Kombinationstherapie zur Senkung des LDL-Cholesterinspiegels erzielt worden seien. Die Ergebnisse würden ganz klar die Hypothese unterstützen, dass das Herz-Kreislauf-Risiko von der Konzentration an "bösem" Cholesterin im Blut abhänge. Je weniger davon im Blut, desto geringer sei die Gefahr.

International wurden in den vergangenen Jahren in der Cholesterinreduktion eher wirksamere Statine als Simvastatin (z.B. Atorvastatin) eingesetzt. Je höher die Dosis, desto eher machen sich Nebenwirkungen bemerkbar. Hier könnte eine Kombinatin mit Ezetimibe eventuell das Nutzen-Risiko-Verhältnis verbessern. In Zulassung befindet sich derzeit auch ein völlig neues Therapieprinzip mit monoklonalen Antikörpern, welche den Cholesterinspiegel auf anderem Weg sehr stark senken. (APA, derStandard.a,t 20.11.2014))