Die palästinensische Hamas hat das blutige Abschlachten von betenden Juden in einer Synagoge in Jerusalem als "heroische Tat" bezeichnet. Anschließend jubelten junge Palästinenser in den Straßen von Gaza, das von der Hamas beherrscht wird, und schwenkten Äxte, wie sie in Jerusalem als Mordwaffen benutzt wurden.

Diese hysterische Glorifizierung eines Blutbades unter Wehrlosen ist abstoßend. Sie wirft aber zugleich die Frage auf, ob die Hamas, die ja islamistisch ist, nun den Konflikt in einen Religionskrieg zu verwandeln gedenkt. Islamistische Ultraradikale sind stark im Libanon, in Syrien und auf dem ägyptischen Sinai - alles Nachbarstaaten von Israel. Hoffen palästinensische Islamisten, dass der Funke überspringt? Selbst wenn dies keine gezielte, von der Hamas abgesegnete Aktion war, ist der religiöse Hintergrund des Anschlags alarmierend. Denn Religionskriege sind die erbarmungslosesten Konflikte.

Die Reaktion der israelischen Führung ist so wie immer. Man werde harte Vergeltung üben, sagt Premier Benjamin Netanjahu, und Häuser der Familien der Attentäter werden zerstört. Der Siedlungsbau wird fortgesetzt. Die Zwei-Staaten-Lösung ist dadurch schon fast physisch unmöglich geworden. Am Ende wird dann ein Gebiet stehen, in dem die Israelis mit immer größerer Mühe über Millionen Palästinenser herrschen - ein Gebiet, in dem ein Religionskrieg siedet. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 20.11.2014)