In leicht herablassendem Ton wird im Profil (Nr. 47 vom 17. November 2014) über einen Klimt-Nachfahren berichtet, der aus dem Erlös eines Verkaufs von Klimt-Briefen an seine Großmutter seine Kinder "beim Hausbau unterstützen" möchte. Interessanter ist in diesem Zusammenhang wohl die nur am Rande erwähnte Klimt-Foundation der Witwe eines anderen Klimt-Nachfahren, des führenden NS-Propagandafilmregisseurs Gustav Ucicky.

Sie braucht keine Briefe zu verkaufen, sondern kann sie veröffentlichen, aber ihr scheint es vor allem zu gelingen, mithilfe der Marke Klimt und einer Kunstsammlung, die von Ucicky im Rahmen eines Beutezugs durch das arisierte Wien erworben wurde, Namen und Werk dieses Regisseurs weißzuwaschen (oder zumindest dessen braunen Farbton auf einige wenige unübersehbare Flecken wie den noch immer verbotenen Film Heimkehr zu reduzieren): War doch die "Dokumentation und wissenschaftliche Erarbeitung (sic!) von Leben und Werk Gustav Ucickys, Sohn von Gustav Klimt, und dessen Nachlassbetreuung" von Anfang an (und letztlich der vermutlich eigentliche) Zweck der Klimt-Foundation.

Geneigte Partner

Dazu bedarf es freilich geeigneter und geneigter Kooperationspartner: Bedenkt man nun, dass die jetzt im Filmarchiv Austria anlaufende Ucicky-Retrospektive laut einem "Portal für Stifter und Philanthropen" sogar als Eröffnungsveranstaltung des Filmkulturzentrums im Wiener Metro-Kino vorgesehen war, muss der Verdacht aufkommen, dass das Filmarchiv sein als "Nationalbibliothek der laufenden Bilder" angepriesenes neues Kinokulturhaus im Metro-Kino, das sich mit dem Namen des Emigranten und Viennale-Präsidenten Eric Pleskow schmückt, als öffentlichen Waschsalon für die Reinwaschung eines der übelsten NS-Propagandisten zum filmischen "Allrounder" zur Verfügung stellt, wenn die Saalmiete stimmt.

Bittere Ironie der Geschichte

Jedenfalls ist es eine bittere Ironie der Geschichte, dass der Wunsch nach sozialer Anerkennung (als Klimt-Sohn) und öffentlicher Wertschätzung als Filmkünstler eines NS-Propagandafilmregisseurs nun posthum mithilfe in zweifelhafter Weise erworbenen symbolischen, kulturellen und nicht zuletzt schlicht ökonomischen Kapitals aus dem Werk eines Künstlers wie Gustav Klimt erfüllt werden soll, der wie kaum ein anderer jene Kultur repräsentiert, an deren Zerstörung NS-Propagandisten aus der Kulturszene wie eben Gustav Ucicky (aber auch viele seiner Schauspieler wie etwa Paula Wessely und Attila Hörbiger) einen heute leider noch immer verharmlosten Anteil hatten. (Daniel Eckert, DER STANDARD, 20.11.2014)