Das Duell Hamilton gegen Rosberg um den WM-Titel weckt Erinnerungen an frühere Zeiten. Ein Streifzug durch die Geschichte der Formel 1

Mit seinem Sieg in Brasilien hat Mercedes-Pilot Nico Rosberg für neue Spannung im Titelrennen gesorgt. Auch dank der Vergabe von doppelten Punkten beim Saisonfinale in Abu Dhabi (23. November) hat der Deutsche im Duell mit Stallrivale Lewis Hamilton weiter realistische Chancen auf den WM-Sieg. 17 Punkte trennen die beiden Kontrahenten, in der Geschichte der Formel 1 ging es allerdings schon deutlich enger her. Ein Rückblick auf spannende Titel-Duelle in der Königsklasse des Motorsports...

1976: Niki Lauda (re) gegen James Hunt

Der Kampf des Perfektionisten gegen den englischen Playboy ist so etwas wie die Mutter der WM-Duelle. Lauda war damals der Dominator der ersten Saisonhälfte und führte das Klassement mit großem Vorsprung an, als ihn sein Feuerunfall auf dem Nürburgring fast das Leben kostete. Nur 42 Tage später saß er schon wieder in seinem Ferrari, zum Saisonfinale reiste er schließlich mit drei Punkten Vorsprung auf Hunt ins japanische Fuji. Bei strömendem Regen und schlechter Sicht stellte Lauda seinen Wagen kurz nach dem Start jedoch ab. "Das Leben ist mir wichtiger", sagte er - Hunt holte den nötigen dritten Platz und wurde mit einem Punkt Vorsprung Weltmeister.

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1984: Niki Lauda (re) gegen Alain Prost

Laudas dritter WM-Titel ging als knappste Entscheidung in die Geschichte der Formel 1 ein. Nur ein halber Punkt trennte am Ende den damaligen McLaren-Piloten von seinem Teamrivalen Alain Prost: Wegen starker Regenfälle war der Grand Prix in Monaco vorzeitig abgebrochen worden, Sieger Prost bekam wie alle anderen Piloten nur die halbe Punktzahl. Zum Saisonfinale reiste der Franzose daher mit 3,5 Punkten Rückstand auf Lauda nach Portugal - und trotz seines Sieges reichte es nicht für den Titel, denn Lauda fuhr von Startplatz elf auf den zweiten Platz.

Foto: REUTERS/Stefano Rellandini

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1989: Alain Prost (re) gegen Ayrton Senna

Die Entscheidung fiel zwar schon im vorletzten Rennen, in der Auflistung sollte dieses Duell dennoch nicht fehlen. Zumal das McLaren-Duell Prost gegen Senna Pate an den aktuellen WM-Kampf der Silberpfeile erinnert. Damals wie heute dominierte ein Team die Formel 1 fast nach Belieben.

Und wie heute entwickelten sich im Laufe der Saison Spannungen zwischen den beiden Top-Fahrern. Beim Großen Preis in Suzuka eskalierte der Streit schließlich: Senna musste gewinnen, um seine Chancen zu wahren, und attackierte den in Führung liegenden Prost. Doch der machte die Lücke zu, es kam zur Kollision. Prost stieg aus, Senna fuhr weiter, gewann und wurde hinterher disqualifiziert. Prost sicherte sich seinen dritten Weltmeistertitel.

Foto: AP/ Pierre Cleizes

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1994: Michael Schumacher (li) gegen Damon Hill

Vor seinem ersten WM-Titel ging es hoch her für Michael Schumacher. Wegen Schummel-Vorwürfen gegen ihn und Benetton wurde der Deutsche im Laufe des Jahres zweimal disqualifiziert und für zwei Rennen gesperrt. Dennoch kam der Rekordweltmeister zum letzten Rennen des Jahres mit einem Punkt Vorsprung auf Damon Hill (Williams). Als Schumacher in Australien von der Strecke rutschte, sah Hill die Chance vorbeizuziehen, doch es kam zur Kollision. Schumacher blieb liegen, Hill musste wenig später in der Box aufgeben, der erste von sieben Titeln für Schumacher war perfekt.

Foto: EPA/HARRY MELCHERT

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1997: Michael Schumacher (re) gegen Jacques Villeneuve

In seinem zweiten Ferrari-Jahr war Schumacher dem Titel schon ganz nahe. Mit einem Punkt Vorsprung auf Jacques Villeneuve im Williams reiste er zum Finale nach Spanien. Der Kanadier musste etwas riskieren, doch als er einen Überraschungsangriff startete, kollidierten die Rivalen. Schumacher konnte das Rennen nicht beenden, Villeneuve wurde Dritter und sicherte sich den Titel. Anders als beim Zusammenstoß mit Hill drei Jahre zuvor gab es in diesem Fall kaum Zweifel an Schumachers Schuld am Unfall - dem Deutschen wurden alle WM-Punkte aberkannt.

APA/Eduardo Abad

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2007: Lewis Hamilton gegen Fernando Alonso und Kimi Räikkönen (Mitte)

Beim Saisonfinale in Brasilien hatten noch drei Mann die Chance auf den Titel. Fernando Alonso (103 Punkte), frisch gebackener Doppelweltmeister, McLaren-Teamkollege Lewis Hamilton (107) und Kimi Räikkönen im Ferrari, dem sieben Punkte an die Spitze fehlten.

Für Hamilton lief das Rennen nicht nach Wunsch, er verbremste sich im Duell mit Alonso und verlor mehrere Plätze, dann machte auch noch sein Wagen Probleme. Während die beiden Ferraris von Massa und Räikkönen dem Feld davoneilten, schien Alonso als Dritter dem Titel entgegen zu steuern.

Doch es kam nicht ganz zufällig anders, Ferrari sorgte mit geschickter Boxen-Strategie für einen Platzwechsel an der Spitze. Räikkönen gewann vor Massa und kürte sich mit einem Punkt Vorsprung auf Hamilton und Alonso zum Weltmeister. Und der Brite avancierte zum erfolgreichsten Rookie der Formel-1-Geschichte.

Foto: REUTERS/Marco Bucco

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2008: Lewis Hamilton (re) und Felipe Massa

Felipe Massa war nur wenige Meter davon entfernt, sich in seiner Heimat zum König der Formel 1 zu krönen. In Sao Paulo fuhr der Ferrari-Pilot auf Pole und auch als Erster über die Ziellinie, doch der Jubel verhallte nach wenigen Sekunden, weil Lewis Hamilton in den letzten Kurven noch an Timo Glock im Toyota vorbeizog, der im Regen auf Slicks chancenlos war. Hamilton wurde Fünfter und mit einem Punkt Vorsprung zum ersten Mal Weltmeister.

Foto: AP/ Ricardo Mazalan

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2010: Sebastian Vettel (li) gegen Mark Webber (re), Fernando Alonso (Mitte) und Lewis Hamilton (oben)

Letztes Rennen in Abu Dhabi - und gleich vier Fahrer konnten noch Weltmeister werden. Vettels Rückstand auf Ferrari-Star Fernando Alonso betrug vor dem Rennen 15 Punkte, doch nach der Pole Position und einem Start-Ziel-Sieg vor McLaren-Fahrer Lewis Hamilton jubelte der Deutsche. Alonso und Webber fuhren mit falscher Taktik im Kofferraum nur auf die Plätze sieben und acht. Dem ersten Triumph von Vettel stand nichts mehr im Weg.

Foto: REUTERS/Caren Firouz

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2012: Sebastian Vettel gegen Fernando Alonso

Seinen dritten WM-Titel hatte Sebastian Vettel einer beeindruckenden Aufholjagd zu verdanken. Nach dem Großen Preis von Italien im September schien der WM-Titel bereits an Fernando Alonso im Ferrari vergeben, doch der Red-Bull-Pilot gewann die folgenden vier Rennen und schob sich so wieder am Spanier vorbei.

Nach Brasilien reiste er zwar mit beruhigenden 13 Punkten Vorsprung - doch eines der aufreibendsten Finals der vergangenen Jahre sorgte noch einmal für Hochspannung. Schon in der ersten Runde drehte sich der Titelverteidiger und fuhr dem Feld hinterher, virtuell war Alonso bereits Weltmeister. Doch bei starkem Regen kämpfte sich der Deutsche durch das Feld und beendete das Rennen auf Rang sechs. Alonsos zweiter Platz war zu wenig: Vettel wurde mit drei Punkten Vorsprung erneut Champion. (sid/red, derStandard.at, 19.11.2014)

Foto: AP/ Andre Penner