Anteil inländischer und ausländischer Studierender nach Fächergruppen

Bei der Studienwahl zeigt sich, dass ausländische ähnliche Fächer wie inländische Studierende wählen - Ausnahme sind Jus und Lehramt.

Grafik: Statistik Austria, eigene Berechnungen

Wien - Um "die besten Köpfe" im Land zu behalten, wünscht sich Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) eine "stärkere Willkommenskultur". Daher wagte die ÖVP im November einen Vorstoß, um den Arbeitsmarktzugang für Absolventen aus Drittstaaten zu erleichtern. Schließlich hat von den 339.644 derzeit inskribierten Studierenden ein Viertel keinen österreichischen Pass.

"Ab dem Zeitpunkt, an dem sich Menschen aus Drittstaaten für ein Studium in Österreich entscheiden, stehen sie vor Herausforderungen", sagt Bernhard Lahner (Fest) vom Vorsitzteam der Hochschülerschaft: "Für ein Visum müssen sie einen Studienplatz im Heimatland, einen Wohnort in Österreich und mehr als 5000 Euro am Konto nachweisen." Der Antrag für das Visum kann viele Monate dauern. "Nach dieser Prozedur begrüßen wir sie mit doppelten Studiengebühren und Auflagen. Sieht so eine Willkommenskultur aus?", sagt Lahner.

Mitterlehners Vorschlag sieht unter anderem eine Fristverlängerung des Arbeitssuchenden-Visums - von sechs auf zwölf Monate - sowie die Möglichkeit, bereits über den Bachelor zur Rot-Weiß-Rot-Karte zu gelangen.

Zugang für Doktoratsabsolventen

Derzeit können das nur Absolventen eines Master- oder Diplomstudiums. Nicht einmal Doktorats- und PhD-Absolventen haben laut derzeitiger Rechtslage Zugang zur Rot-Weiß-Rot-Karte. Hier brauche es eine "gesetzliche Klarstellung", sagt Mitterlehner gegenüber dem UniStandard.

Derzeit würde Österreich "ein großes Potenzial an Personen, die hier leben und eine Ausbildung erhalten haben", verlieren. Im Jahr 2013 erhielten nur 213 Absolventen einer österreichischen Hochschule eine Rot-Weiß-Rot-Karte, im gleichen Jahr graduierten 1700 Studierende aus Drittstaaten.

Bei der Studienwahl zeigt sich, dass ausländische ähnliche Fächer wie inländische Studierende wählen(siehe Grafik) - mit Ausnahme von Lehramt und Jus, wo inländische stark überrepräsentiert sind, und künstlerische Studien, in die es vor allem ausländische Studierende zieht.

Nebenerwerb in "Illegalität"

Die ÖVP will zudem eine Anpassung und Flexibilisierung des Bruttomindestgehalts für die Rot-Weiß-Rot-Karte. Momentan muss man 2038,50 Euro in einer Anstellung verdienen. Diese Idee stößt beim Koalitionspartner auf wenig Freude: "Mir ist wichtig, dass keine Nivellierung nach unten stattfindet", sagt Andrea Kunzl, SPÖ-Wissenschaftssprecherin.

Nicht im Vorschlag des Ministeriums findet sich eine Anpassung der Nebenerwerbstätigkeit. So können ausländische Studierende neben dem Bachelorstudium lediglich zehn, neben dem Master 20 Stunden arbeiten.

"Studierende aus Drittstaaten sind stark von Armut bedroht, da ihnen Förderungen fehlen", betont Lahner. Ausländische Studierende müssten daher besonders viel arbeiten: "Wir dürfen sie nicht in die Illegalität drängen, sondern sollten ihnen die Möglichkeit geben, sich finanzieren zu können."

Auf EU-Ebene wird derzeit eine Richtlinie des Europäischen Parlaments und des Rates über die Bedingungen für die Einreise und den Aufenthalt von Drittstaatenangehörigen zu Forschungs- und Studienzwecken diskutiert. "Dabei werden Fragen der Berufstätigkeit von Studierenden behandelt", sagt Mitterlehner. (Oona Kroisleitner, DER STANDARD, 20.11.2014)