Das urtümliche Bier aus Danzig war schon zu der Zeit, als es noch gebraut wurde, umstritten. "Danziger Jopen-Bier ist ein in Wirklichkeit kaum als Bier zu bezeichnendes Getränk von sirupartiger Beschaffenheit, von stark dunkler Farbe und süßlichem Geschmack. (...) Man pflegt es vermischt mit anderem Bier oder Wasser zu genießen", berichtet Max Delbrück 1910 in seinem Brauereilexikon.

Tatsächlich war das, was man als Jopen-(in älterer Schreibung: Joppen-)Bier gebraut hat, eine kräftig gehopfte, hochkonzentrierte Bierwürze mit 48 bis 55 Stammwürzegraden. Diese wurde spontan – unter Beteiligung wilder Hefen, von Milchsäurebakterien und Schimmelpilzen – vergoren, wobei der Alkoholgehalt wegen des hohen Restzuckergehalts nur bei 0,5 bis maximal drei Prozent gelegen sein dürfte. Nicht zum Saufen – aber spannend.

Spannendes Bier aus Haarlem

Spannend auch, dass es im niederländischen Haarlem eine kleine Brauerei gibt, die den Danziger Namen (er steht für "Kelle", im Niederländischen auch für "Fässchen") angenommen hat und historische Biere nachbraut – wenn auch nicht das Danziger Original, dessen Mikroflora wohl im Krieg verlorengegangen ist. Aber das Jopen Johannieter ist mit neun Prozent Alkohol auch nicht von schlechten Eltern – vollmundig, schwer, aber nicht zu süß. Und demnächst in Österreich erhältlich. (Conrad Seidl, Rondo, DER STANDARD, 21.11.2014)